BUGA-Ausstellung "Grünes im Quadrat" In Altenburger Gärten Geschichte erleben
Hauptinhalt
Unter dem Titel "Grünes im Quadrat – Historische Gärten im Altenburger Land" nähert sich das BUGA-Ausstellungsprojekt Gärten unter kunst- und kulturhistorischen, aber auch naturkundlichen wie sozialen Gesichtspunkten an. Teil des Gemeinschaftsprojekts von insgesamt vier Museen sind auch das Altenburger Residenzschloss und das Lindenau-Museum mit zwei spannenden Ausstellungen – und Sie können mit Ihrem Garten Teil davon werden.

Während der Corona-Pandemie hat sich im Alltag vieler Menschen eine neue Gewohnheit eingeschlichen: spazieren zu gehen. Ob der nächstgelegene Park oder der heimische Garten: Gärten spielten im Leben der Menschen schon immer eine große Rolle. So auch der Altenburger Schlossgarten: In der Ausstellung "Gartenlust und Parklandschaft" im Residenzschloss wird der geschichtsträchtige und geheimnisvolle Schlossgarten von Historiker Benjamin Spira unter die Lupe genommen.
Es ist schön für die Besucher, zu merken, dass im Park, den sie von Kindheit an kennen, viel Unbekanntes und Unvertrautes versteckt ist, das darauf wartet, entdeckt zu werden.
Gerhard Altenbourgs Garten "vor der Linse"
Neben der Ausstellung im Residenzschloss gibt es im benachbarten Lindenau-Museum Altenburg noch eine zweite: "Gärten vor der Linse". Die Ausstellung gastiert allerdings im Schloss, da das Lindenau-Museum derzeit saniert wird, und wird in samtroten Räumen präsentiert. Fotos von Altenburger Gärten hängen neben historischen Gartenbildern, wie denen der Familie von der Gabelentz und dem bunten Künstlergarten von Gerhard Altenbourg. Sabine Hofmann hat "Gärten vor der Linse" kuratiert und erklärt: "Vieles kann man überhaupt nicht wahrnehmen, wenn man die Geschichte dahinter nicht kennt. Wie diese Steine vom Schönhaus, die noch da sind."
Das Schönhaus hatte der Herzog Ende des 18. Jahrhunderts in den Altenburger Schlossgarten gebaut, um einen weiteren Ort zum Essen zu haben. Benjamin Spira vom Residenzschloss weiß aus den Archiven, dass Friedrich der II. von Sachsen-Gotha-Altenburg mittags im Schönhaus gefeiert hat und abends in Richtung Teehaus gezogen ist – die Orangerie, die bis heute am Rande des Parks steht.
In der Ausstellung ist ein Gemälde zu sehen, auf dem sich das senfgelbe Schönhaus wie in einem Dschungel in eine kleine Schlucht fügt. Nach dem Zweiten Weltkrieg ist das Schönhaus abgebrannt. Einige griechisch anmutende Holzskulpturen haben dieses Feuer mit Ach und Krach überstanden. Mit Blessuren stehen sie nun in der Ausstellung.
Gartenhäuser zum Verweilen, Essen und Tennis spielen
Neben dem Schönhaus gab es außerdem ein Ballhaus – in dem nicht etwa getanzt wurde. Kunsthistoriker Spira erzählt, wie sich der Herzog wohl auf seinen Reisen Inspiration für das Ballhaus gesucht hat und beschreibt ein mögliches Vorbild für Friedrichs Ballhaus, dem Salle du Jeu de Paume in Paris: "Wir sehen einen rechteckigen Raum, der in der Mitte durch ein Netz geteilt ist und an beiden Enden des Raumes sind jeweils zwei männliche Personen dargestellt, die Tennis spielen." Ballhäuser sind laut Spira heute recht unbekannt. Im 16. und 17. Jahrhundert gab es sie jedoch häufig. Das Altenburger Ballhaus wurde später zu einem Theater umgebaut, das heute nicht mehr steht.
Ritterturniere und rauschende Feste im Altenburger Schlossgarten
Auf der heutigen Grünfläche vor der Orangerie befand sich damals eine Rennstrecke, auf der Ritterturniere ausgetragen wurden. Benjamin Spira hat im Altenburger Staatsarchiv dazu recherchiert und wurde überrascht: "Ich habe dort Massen von Daten zum Schlossgarten gefunden. Darunter sogar Wertungsbögen von Turnieren aus dem 16. und 17. Jahrhundert."
Später, im Barock, prägten mehr die Feste den Altenburger Schlossgarten. Im Lusthaus aß man zu Abend, ging runter ins Schönhaus und schließlich runter in die Stadt zum Großen Teich in Altenburg. Dort gab es ein Feuerwerk. Auch wenn sich davon Bilder in der Ausstellung finden: Wie diese Feste genau abgelaufen sind, wissen wir heute nicht mehr, sagt Spira.
Was wir aber vom Herzog wissen, ist, dass er jedes Mal nach seinem Geburtstag ins Tagebuch schrieb: 'Es war wieder spät geworden'.
Kunsthistoriker Spira bemitleidet den Hofgärtner, der im Barock den Schlossgarten entworfen hatte. Es war sein Lebenswerk, eine riesige Grünfläche geometrisch durchzukomponieren, mit Skulpturen und geraden Wegen. Um das Jahr 1800 walzte die Romantik darüber und übernahm die neue, englische Mode. Es dauerte nicht lange, da öffnete der Herzog den Schlosspark für alle Einwohner von Altenburg – allerdings mit diskriminierenden Regeln: Menschen im Rollstuhl durften nicht in den Park, Kinder durften sich nicht auf Bänke setzen.
Mitmachen mit dem Hashtag: #garteneinsichten
Was erwartet die Öffentlichkeit heute von ihren Grünflächen? Das Altenburger Ausstellungsprojekt "Grünes im Quadrat" will Vergangenes nicht nur sichtbar machen, sondern auch städtische Gärten im Hier und Jetzt inspirieren, mithilfe des Hashtags #garteneinsichten, der auf Instagram schon emsig bespielt wird.
Sabine Hofmann vom Lindenau-Museum will die Garten-Fans in und um Altenburg dazu animieren, zu äußern, was sie sich für einen Garten wünschen: "Dass sie auch über ihren Gartenzaun schauen und sagen: Der Garten gefällt mir und der gefällt mir nicht." Quasi wie bei der Altenburger Landesausstellung 1886, als Bürgerinnen und Bürger ihre Gärten öffneten, ihre Palmenzucht und ihre Blumentöpfe präsentierten. Das Altenburger Ausstellungsprojekt will die Garteneinsichten auch auswerten – mit dem Wunsch, sie mögen den Bau von Parks inspirieren, zusammen mit den Gärten von damals.
Mehr Informationen Die Ausstellung "Grünes im Quadrat – Historische Gärten im Altenburger Land" ist Teil einer gemeinsamen Ausstellungsreihe im Rahmen der Bundesgartenschau in Erfurt. Insgesamt vier Museen sind Teil des gemeinschaftlichen Projekts: Lindenau-Museum Altenburg, Residenzschloss Altenburg, Naturkundemuseum Mauritianum und Museum Burg Posterstein.
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 12. Juni 2021 | 12:10 Uhr