Neu im Kino "Nahschuss" – Lars Eidinger spielt letztes Opfer der DDR-Todesstrafe
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Der neue Kinofilm "Nahschuss" zur letzten Hinrichtung der DDR startet in den deutschen Kinos. Lars Eidinger spielt darin Stasi-Mitarbeiter Werner Teske, der 1981 zum Tode verurteilt und im heutigen Amtsgericht in der Leipziger Südvorstadt hingerichtet wurde. Der Spielfilm der Regisseurin Franziska Stünkel wurde an Originalschauplätzen gedreht und erzählt dieses dunkle Kapitel der DDR-Geschichte auf direkte, aber eindringliche Weise.
Bis 1987 befand sind in der Leipziger Südvorstadt die Zentrale Hinrichtungsstätte der DDR. In einer Hausmeisterwohnung im Erdgeschoss des heutigen Amtsgerichts wurden insgesamt 64 Menschen hingerichtet. Am 26. Juni 1981 wurde hier der Stasi-Offizier Werner Siegfried Teske wegen Spionage und versuchter Fahnenflucht als letzter Mensch in der DDR zum Tode verurteilt und erschossen.
Sein Prozess und die Hinrichtung wurden streng geheim gehalten und auch Familienangehörige nicht informiert. Der Grund: Die Vollstreckung war selbst nach DDR-Recht rechtswidrig, da die Taten, die Teske zur Last wurden, nicht vollendet waren. Wie in der DDR üblich, wurde der Verurteile durch einen sogenannten unerwarteten Nahschuss – von hinten und ohne Vorwarnung – hingerichtet.
MDR-Feature mit Aufnahmen der Witwe
Ein MDR-Feature beschäftigte sich bereits 1997 mit der Hinrichtung von Werner Teske. Es enthält Aufnahmen vom Prozess und Gespräche mit der Witwe, die die Grundlage für den aktuellen Film "Nahschuss" sind.
Lars Eidinger spielt das letzte Hinrichtungsopfer der DDR
"Nahschuss", so heißt auch der neue Spielfilm der Regisseurin Franziska Stünkel, der an das Leben von Werner Teske angelehnt ist und heute in den Kinos anläuft. Lars Eidinger spielt darin den jungen und aufstrebenden Wissenschaftler Franz Walter, der von der Stasi für die Auslandsaufklärung angeworben wird. Walter soll einen Fußballer ausspionieren, der sich in der Bundesrepublik abgesetzt hat. Im Gegenzug verspricht man ihm eine Professur.
Als Walter beginnt, an den Methoden der Stasi zu zweifeln, erwägt er schließlich die Flucht. Weil er geheime Unterlagen mit nach Hause nimmt, wird er am Ende verhaftet – und zum Tode verurteilt.
Der Film begleitet die Hauptfigur auf ihrem Weg von der bitteren Erkenntnis bis hin zur völligen Verzweiflung. Regisseurin Franziska Stünkel, die auch als Fotokünstlerin arbeitet, hat den Film streng inszeniert und viel Wert auf Authentizität gelegt. Für den Dreh ist das Team an viele Originalschauplätze gegangen.
Erschreckende Aktualität des Filmes
Der Film beleuchtet schnörkellos und ganz ohne Filmmusik dieses dunkle Kapitel der DDR-Geschichte. "Nahschuss" ist ein sehr bedrückender und eindringlicher Spielfilm, findet MDR KULTUR-Filmexperte Knut Elstermann. Er lobt vor allem das feine und differenzierte Spiel von Lars Eidinger als Franz Walter:
Es entsteht eine ganz starke emotionale Wucht, der man sich nicht entziehen kann.
Der Film habe außerdem eine erschreckende Aktualität: In 51 Staaten der Welt wird noch immer die Todesstrafe vollstreckt. "Ich war überrascht und mir war nicht bewusst, dass es in der DDR überhaupt die Todesstrafe gab und dass sie auch so lange noch vollzogen wurde", erklärte Schauspieler Lars Eidinger. Deshalb sei der Film nicht nur als historische, sondern auch als ganz aktuelle Mahnung zu verstehen.
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 12. August 2021 | 08:40 Uhr