"Musik – Etappen einer Skandalgeschichte" Jena: Eine Reise durch die Musikgeschichte als Theaterstück
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Am Theaterhaus Jena feiert am 16. Februar das Stück "Musik – Etappen einer Skandalgeschichte" Premiere. Dabei schlüpfen Darstellerinnen und Darsteller in die Rollen prägender Künstler wie Igor Strawinsky, Alma Mahler, Björk oder Dmitri Schostakowitsch und erzählen von den Faszinationen, Konflikten und Skandalen ihrer Zeit. Dazu spielen Musiker der Jenaer Philharmoniker neue Arrangements der altbekannten Werke. Ein Blick hinter die Kulissen.
Was haben Jean Sibelius und Björk, Dmitri Schostakowitsch und John Cage gemeinsam? Regisseurin Lizzy Timmers sagt, sie haben Spuren hinterlassen, indem sie Neues gewagt haben. Indem sie die Menschen in ihrer Zeit überrascht, vielleicht auch vor den Kopf gestoßen haben.
"Ich hatte mir vorgenommen, mal ein Stück zu machen über die ganze moderne Musikgeschichte", erzählt Timmers, "was natürlich irgendwie total unmöglich ist! Und trotzdem dachten wir: So eine Helikopter-Perspektive von der Jahrhundertwende bis heute – das wäre doch geil, sowas mal zu versuchen."
Mit Live-Musik von der Jenaer Philharmonie
Timmers war schnell klar, dass man solch eine Inszenierung nicht mit Musik vom Band stemmen könnte. Und so fragte sie bei Simon Gaudenz an, dem Generaldirektor der Jenaer Philharmonie – und stieß bei ihm auf offene Ohren.
"Das ist eigentlich genau die Grenzerfahrung, die ich mir immer gewünscht habe, zwischen Theater und Orchester, Konzertbühne und Theaterbühne", sagt Gaudenz. "Und wir haben jede Menge toller Musiker und Musikerinnen, die offen und neugierig sind, etwas zu wagen, das sie noch nicht kennen."
Von Debussy bis Strawinsky
Gemeinsam wagen Theaterhaus und Philharmonie nun, was auf den ersten Blick fast etwas größenwahnsinnig erscheinen mag. In rund anderthalb Stunden reiten sie durch die Jahrzehnte, springen von Debussy zu Strauss, zu Copeland, zu Britten, zu Strawinsky.
Bei der Auswahl der Protagonistinnen und Protagonisten haben sich Timmers und Gaudenz am Buch "The rest is noise" des New-Yorker Musikkritikers Alex Ross orientiert. Außerdem beauftragten sie einen Bekannten, den Cellisten David Riniker, die ausgewählten Musikstücke neu, anders zu arrangieren.
Dabei sei es sein Anspruch gewesen, erzählt Gaudenz, nicht nur Ausschnitte aus den Werken zu spielen, "sondern, wenn möglich, in drei Minuten, in ganz kurzer Zeit, eine Art Überblick über ein ganzes Werk" zu geben.
Die Musikerinnen sitzen mit auf der Bühne
Regisseurin Timmers ergänzt, das sei "der musikalische Kern des Abends: diese neuen Arrangements, die eigentlich versuchen, ganz große Stücke in ein paar Minuten zu fassen. Und die Geister zu fangen, und das dann auf die Bühne zu bringen."
Gerade für die Musikerinnen und Musiker war das ein völlig neuer Prozess. Sie sitzen in der Inszenierung nicht im Orchestergraben, sondern mit auf der Bühne. Sie interagieren mit den Spielenden, werden Teil der Geschichte. So musste sorgfältig austariert werden, wer wieviel Raum bekommt und wie Handlung und Musik sich ergänzen und nicht gegenseitig verdrängen.
Schauspielerin Hanneke van der Paardt sagt, der Musik müsse man Raum geben: "Und manchmal muss man auch ein bisschen frech sein und sagen: Jetzt nehme ich meinen Raum!"
Mit nur sechs Instrumenten durch die Musikgeschichte
Philharmonie-Generaldirektor Gaudenz spricht von Husarenritten für die Musikerinnen und Musiker: "Weil das Orchester und ich, wir müssen uns alle drei Minuten auf völlig neue Stücke einstellen. Und uns dazwischen auf der Bühne bewegen. Eine Herausforderung, die nicht alle Tage wartet. Und das ist gerade das Spannende."
Auch die Pandemie forderte den Beteiligten einiges ab, so musste das Orchester verkleinert werden – gerade mal sechs Instrumente, von der Klarinette bis zur Tuba, fangen nun alle musikalischen Stimmungen ein. Doch trotz all dieser Hürden sind alle froh über diese neue Kooperation, sodass dieser Premiere vielleicht noch das ein oder andere gemeinsame Projekt folgen könnte.
Informationen zum Stück
"Musik – Etappen einer Skandalgeschichte" am Theaterhaus Jena
Eine Produktion mit der Jenaer Philharmonie
Premiere:
Mittwoch, 16. Februar 2022, 20 Uhr (ausverkauft)
Weitere Termine:
17. und 18. Februar (beide Vorstellungen laut Theater ausverkauft)
10., 11. und 12. März, jeweils 20 Uhr, Hauptbühne
Karten: 18 Euro, ermäßigt 9 Euro
Weitere Informationen auf der Website des Theaters.
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 16. Februar 2022 | 06:15 Uhr