MEDIEN360G vor Ort Dahoam is dahoam
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Drei Tage lang tummelte sich vom 24. bis 26. Oktober in München die Medienbranche. Der Kongress wollte sich ein bisschen neu erfinden, hielt aber an alten Traditionen wie dem englischen Motto und der Rede des Landesvaters fest.
"Es gibt sie noch, die guten alten Dinge": Mäße man an diesem Motto – übrigens ein Werbespruch des Manufactum-Versands – Deutschlands Medienkonferenzen, die Medientage München würden locker punkten. Mit ihrer Mischung aus Kongress, Messe und Nachwuchstreff haben sie viele ambitionierte Veranstaltungen dieser Art überlebt. Damit zeugen sie vom Anspruch Bayerns, eines der "Medienbundesländer" in Deutschland zu sein, auch wenn das in Bayern mittlerweile auch der Vergessenheit anheim gefallen scheint.
Was aber sind die Medientage München dann – lebender Anachronismus in einer Zeit, in der der alte Erzkonkurrent um den Status als Medienstandort Number One sein eigenes Medienforum NRW nach längerem Siechtum dieses Jahr gar nicht mehr stattfinden ließ? Oder doch weiter ein wichtiger und nachgefragter Treffpunkt einer immer komplexer gewordenen und in alle möglichen Richtungen ausfransenden Branche?
Das Medienforum NRW wurde 2018 beerdigt
Den Hang zu pompösen Titeln und Claims hatten sie schon immer – in München wie in Köln, wo das untergegangene Medienforum NRW zu Hause war. "Next Level Transformation" lautete das Motto der seit Mitte der 1990er Jahre gerne auf gut denglisch betitelten Kölner Veranstaltung, die sich dann selbst in ihren letzten zwei Durchgängen 2016 und 2017 eine Transformation verordnete und aus den Messehallen auszog, um bei der Industrie- und Handelskammer der Domstadt neue Zelte aufzuschlagen. Dann kam das Aus.
"Engage! Shaping Media Tech Society" hieß es dagegen in diesem Jahr für drei Tage in München. Und natürlich fand all das noch in den Hallen und im Kongressbereich der auch nicht mehr ganz so neuen Münchener Messe auf dem alten Flughafengelände in Riehm statt. Was die Frage aufwirft, ob da am Ende ein paar Kommata fehlen beziehungsweise was dann da konkret geformt werden sollte: Die Medien? Die Technologie? Die Gesellschaft? Alles drei? Und man fragt sich, wie lange das noch gut geht.
Schwierige Zeiten für Medienkongresse
In den beiden anderen deutschen Medienhauptstädten Hamburg und Berlin haben sich die früher auch in Sachen Konzept sehr ähnlichen Medienkongresse schon länger gewandelt: Der Hamburger Mediendialog erlebte vor ein paar Jahren seine Wiedergeburt als hochkarätig besetzte Roundtable-Veranstaltung im eher kleinen Kreis. In Berlin sagte die Media Convention der Internationalen Funkausstellung und ARD-Leitmesse IFA "Adé!" und dockte erfolgreich und inhaltlich an die re:publica an. Und in Leipzig haben die Medientage – Disclaimer: Der MDR gehört hier zum Verein, der das Ganze veranstaltet – eine deutlich regionalere, mitteldeutsche Ausrichtung.
2018 wollte sich auch München ein bisschen neu erfinden: Man ist zwar auf der Messe geblieben, tagte aber im neuen Conference Center Nord. Es gab auch nicht mehr ganz so viele Parallelveranstaltungen und der Messeausstellerbereich und das Kongressgeschehen lagen wieder näher beieinander.
Hoher Anspruch an sich selbst
Der eigene Anspruch bleibt dabei ungebrochen: "Was als Treffen privater Rundfunkpioniere begann, hat sich in den letzten Jahren zu einem führenden Branchentreff dieser Art in Europa entwickelt", hieß es in einer Pressemeldung. Und weiter: "Heute gehören die Medientage München mit über 7.000 Teilnehmern aus dem In- und Ausland, mehreren Hundert akkreditierten Journalisten, über 400 Referenten und mehr als 90 Einzelveranstaltungen zu den wegweisenden Veranstaltungen für die Medien- und Kommunikationsfachwelt."