Auf schmaler Spur | MDR-Fernsehen | 13.04.2020 | 17:30 Uhr Reichsbahn-Oldies im Trend
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Genau 100 Jahre nach Gründung der "Deutschen Reichsbahn" zeigt sich ein Trend: Junge Eisenbahnerinnen und Eisenbahner brennen darauf, mit Reichsbahn-Oldies wieder auf die Strecke zu gehen - unter anderem mit den bekannten Klassikern "Ludmilla" und einer Dampflok der Baureihe 52.
Mit gerade mal 27 Jahren ist Tobias Sambill schon Geschäftsführer des "Salzland Railservice" in Bernburg. Seine Geschäftsidee: Er betreibt Güterverkehr mit alten Reichsbahn-Loks. Besonders angetan hat es ihn eine "Ludmilla", Baujahr 1974, mit 3.000 PS Leistung. Ludmilla ist der Spitzname für Dieselloks der Baureihe 130, die ab 1970 aus der Sowjetunion zur Reichsbahn kamen. Inzwischen hat Sambill – neben zwei Ludmillas – auch Elektroloks der Baureihe 143 aus Reichsbahn-Zeiten am Start.
Ich persönlich bevorzuge die alte Technik, weil man hier sieht was passiert. Man hat hier Schütze, man hat hier Relais, das ist alles noch Handarbeit. Hier ist man als Lokführer noch Lokführer. Und genau aus diesem Grund ist man ja irgendwann mal zur Eisenbahn gekommen, weil man als kleines Kind vor so einer Lok stand, die groß und laut war [...].
Lausitzer Eisenbahn-Nachwuchs
Auch in Löbau ist der Nachwuchs schon in der Verantwortung. Max und Phillip, Mitte 20, sind bei den Ostsächsischen Eisenbahnfreunden Heizer auf der Dampflok. Ihre fast 80 Jahre alte Lok der Baureihe 52 hat im Dampflokwerk Meiningen eine Generalüberholung bekommen. Nun soll sie zurück in die Lausitz. Max und Phillip sind bei der Überführung dabei und wollen ihre erste große Bewährungsprobe meistern.
Wir sind überglücklich. Nach der langen Abstellzeit endlich wieder eine betriebsfähige Lokomotive. Und jetzt geht’s nach Hause.
Zu Besuch im Eisenbahnclub Leinefelde
Auch in der Modellbahnszene gehören die 52er-Dampfloks und die Ludmillas zu den besonders liebevoll gepflegten Exemplaren. Frank Jachmann und seine Mitstreiter vom Eisenbahnclub Leinefelde lassen zudem auf ihrer riesigen Anlage besonders lange Züge fahren, detailgetreu zusammengestellt wie zu Reichsbahn-Zeiten. Die vielen Züge sind übrigens kein Clubeigentum. Bei Fahrtagen und Ausstellungen bringt jedes Clubmitglied seine eigenen Loks und Wagen von zu Hause mit.
Jeder hat sich hier ein Stückchen eingebracht, weil sie auch das Fahrzeugmaterial haben. Ein Eisenbahnclub ist ja ein Club von vielen Individualisten. Und jeder hat das Bestreben, aus seiner Kindheit, aus seinem Erlebensbereich etwas mit einfließen zu lassen.
Ein Generationenwechsel scheint vollzogen: Rund um junge Eisenbahnerinnen und Eisenbahner erzählt "Auf schmaler Spur" die Geschichte von Lokomotiven, die aus dem Verkehr der Reichsbahn nicht wegzudenken waren. Und die nun die Herzen von jungen Menschen erobern.