Bundestagswahl 2021 Welche Kriterien bei der Wahlentscheidung wichtig sind
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Die Bundestagswahl rückt näher. Am 26. September öffnen die Wahllokale. Doch wenn man sich die Umfragen der Meinungsforscher anschaut, haben sich viele Wählerinnen und Wähler offenbar noch nicht festgelegt. Noch vor drei Monaten dümpelte die SPD bei 14 Prozent herum. Jetzt haben die Sozialdemokraten die CDU überholt. Doch abferechnet wird zum Schluss. Nach welchen Kriterien entscheiden sich die Leute?

- Die Identifikation mit einer Partei ist gerade in Westdeutschland noch ein wichtiger Faktor für die Wahlentscheidung – er verliert aber zunehmend an Bedeutung.
- Vor allem politische Ereignisse, die kurz vor der Wahl geschehen, können die Wahlentscheidung noch einmal stark beeinflussen, da sie stärker im Gedächtnis sind.
- Wichtig ist auch das Spitzenpersonal, die Kanzlerkandidatinnen und -kandidaten, und wie sich diese in den Medien präsentieren.
Befragt man die Menschen auf der Straße, haben sie sehr unterschiedliche Strategien bei der Wahlentscheidung: Einige orientieren sich eher an den Kandidatinnen und Kandidaten, andere nur an den Inhalten der Parteien. Die einen informieren sich lange im Voraus oder nutzen Angebote wie den Wahl-O-Mat, die anderen treffen ihre Entscheidung spontan in der Wahlkabine.
Was gibt also den Ausschlag, das Kreuzchen an der aus Sicht der Wählerinnen und Wähler "richtigen" Stelle zu setzen? Das Wahlprogramm? Eine Laune? Ein Bauchgefühl? Das Wahl-O-Mat-Ergebnis? Die Spitzenleute einer Partei? Die Familientradition – nach dem Motto: Die habe ich ja schon immer gewählt? So eindeutig lässt sich diese Frage offenbar nicht beantworten.
Parteibindung im Osten geringer als im Westen
Einer der wichtigsten Faktoren aus Sicht von Politikwissenschaftler Arndt Leininger von der TU Chemnitz: die Parteiidentifikation. "Man könnte es auch als psychologische Parteimitgliedschaft umschreiben. Also man ist nicht Mitglied, aber fühlt sich schon irgendwie zugehörig zu diesem politischen Lager und das ist so die Standardoption bei einer Wahl für diese Menschen." Etwa 60 Prozent fühlen sich auf diese Weise einer Partei nah – in Ostdeutschland, wo die Parteiendemokratie schlicht jünger ist, tendenziell weniger.
Doch während die Parteibindung immer weiter an Einfluss verliere, würden andere Faktoren wichtiger, sagt Leininger. "Da gibt es mittelfristige und kurzfristige Faktoren." Mittelfristig sei, wie die Menschen das Regierungshandeln der vergangenen Legislaturperiode bewerten. Aber auch dann gelte: Je näher der Wahltag komme, desto eher seien Ereignisse, "die dann noch passieren, im Gedächtnis". Hinzu kämen noch Informationen, die die Menschen im Wahlkampf erhalten hätten, und nicht zu vergessen: das Spitzenpersonal. "Wem traue ich es am ehesten zu, ein guter Bundeskanzler oder Bundeskanzlerin zu sein?"
Auch Darstellung in den Medien von Bedeutung
Aus Sicht von Politikwissenschaftler Hans Vorländer von der TU Dresden sind Personen ein sehr wichtiger Faktor – und einer, der tendenziell weiter an Bedeutung gewinnt. Wichtig seien "diejenigen, die an der Spitze stehen, die ein Programm, eine Partei und einen Regierungsstil verkörpern."
Wichtig seien außerdem die Diskurse in den Medien – wiederum eng verknüpft mit den Personen, ergänzt Vorländer. "Die Diskussion in den sozialen Medien, in der Öffentlichkeit wie auch bei Wahlveranstaltungen spielt schon eine Rolle." Man könne das auch von der anderen Seite betrachten, da sehe man etwa die unglückliche Verkettung komischer Bilder von Herrn Laschet, das etwas unglückliche Auftreten in der Flutkatastrophe. Parteiidentifikation, Personen, plausible Antworten – die Mischung macht's.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 08. September 2021 | 08:54 Uhr
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