Der Redakteur | 03.03.2022 Was hat es mit der Ölreserve auf sich?
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Der russische Angriff auf die Ukraine und die Sanktionen werfen viele Fragen auf: Dazu gehört auch, ob es Ölreserven gibt und wie lange sie reichen.

Ölpreis-Krisen gab es schon einige und häufig waren Kriege die Ursache. Als im Herbst 1973 die Ölpreis-Krise die Welt erfasste, fehlte das Öl aus politischen Gründen. Auslöser war der Jom-Kippur-Krieg, der am höchsten jüdischen Feiertag begann. Ägypten und Syrien starteten einen Überraschungsangriff auf von Israel besetzte Gebiete. Die westlichen Länder stellten sich auf die Seite Israels, die Organisation der arabischen erdölexportierenden Staaten (OAPEC) drosselte bewusst die Fördermengen um etwa fünf Prozent, fertig war die Krise.
Die Preise vervierfachten sich im Laufe der folgenden Monate und alles zusammen verstärkte die Wirtschaftskrise, Kurzarbeit, Arbeitslosigkeit, die Sozialausgaben stiegen und Insolvenzen von Unternehmen waren die Folge. Die damaligen Sofortmaßnahmen in der Bundesrepublik hatten eher Symbolcharakter, die da unter anderem lauteten: Sonntagsfahrverbot und Tempo 100. Die Tagesschau am 28. November 1973 zitierte den Sprecher der Bundesregierung, man wolle "weder das Sonntagsfahrverbot auf Samstag ausdehnen, noch den Gebrauch von Zweitwagen verbieten oder die Heizöllieferungen einschränken." Offenbar standen diese Überlegungen im Raum.
Ölkrise verzögert in der DDR
In der DDR hatte die Krise etwas Verspätung, das lag an unserer Abhängigkeit von den Lieferungen der sowjetischen Genossen und der vom Weltmarkt abgekoppelten Verrechnungspreise, die im fünfjährigen Mittel des Weltmarktpreises lagen. So schlug die Krise erst Anfang der 1980er-Jahre durch. Die DDR setzte vermehrt auf die heimische Braunkohle und Kohle-Verflüssigungsanlagen. Die Milliardenkredite mit dem Westen waren letztlich auch eine Folge des Preisanstiegs und diverse andere Devisenbeschaffungsmaßnahmen im Dunstkreis von Schalck-Golodkowski ebenso.
Als Folge der Ölpreis-Krise bauten viele Länder Ölreserven auf. Die aktuell angekündigte Schaffung einer Gasreserve ist übrigens die Folge der aktuellen Ukrainekrise. Wenn der Markt versagt, müssen eben mitunter die Staaten eingreifen und Angebot und Nachfrage etwas auf die Sprünge helfen.
Wenn der Markt ausfällt, geht man mit seiner Reserve hinein und füllt die Lücke, steigert das Angebot und senkt den Preis.
Wo liegen denn unsere Reserven?
Zuständig für die Verwaltung der strategischen Reserve ist der Erdölbevorratungsverband (EBV). Ihm gehören per Gesetz die Firmen an, die Öl importieren und verarbeiten. Der Verband hat die gesetzliche Aufgabe, bei Versorgungsstörungen Liefer- und Produktionsengpässe zu überbrücken.
Es muss immer so viel vorrätig sein, wie in 90 Durchschnittstagen der vorangegangenen drei Jahre in die Bundesrepublik Deutschland an Erdöl und Erdölerzeugnissen eingeführt wurde. Der EBV organisiert dabei die Vorratshaltung und Frischhaltung der Bestände nicht nur beim Rohöl, sondern auch bei Benzin, Diesel, leichtem Heizöl und Flugturbinen-Kraftstoff. Die Bundesrepublik ist dafür in fünf Versorgungsregionen eingeteilt, überall müssen Bestände für mindestens 15 Tage vorhanden sein.
Reserven zuletzt während Dürre 2018 angezapft
Das ist zum Beispiel deshalb sinnvoll, weil ja auch die Versorgungswege blockiert werden könnten, so wie 2018. Da hatte wegen der Dürre in Europa der Rhein zu wenig Wasser, die Tankschiffe konnten deshalb nicht mehr voll beladen werden. Hier wurde bisher zum letzten Mal die Reserve angezapft.
Davor war 1991 der Irak-Krieg so ein Moment, Hurrikan Katrina war 2005 die Schuldige und wegen des Ausfalls Libyens als Erdöl-Exportnation 2011 haben wir ebenso unsere Ölreserven schon einmal anzapfen müssen.
Genau das Gegenteil passierte 2001: US-Präsident Bush ließ nach den Anschlägen des 11. September sozusagen sämtliche verfügbaren Behälter füllen, um für alle denkbaren und undenkbaren Fälle gerüstet zu sein.
MDR
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Ramm am Nachmittag | 03. März 2022 | 15:10 Uhr
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