Corona-Situation in Sachsen-Anhalt Omikron: Berater der Landesregierung erwartet Lockdown
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In Sachsen-Anhalt gibt es die ersten Omikron-Fälle. Eine schwere Corona-Variante, die laut Professor Achim Kaasch, wissenschaftlicher Berater der Landesregierung, zu einem erneuten Lockdown führen wird. Ein Interview über die aktuelle und kommende Situation.
- Auch in Sachsen-Anhalt gibt es erste Omikron-Fälle. Deutschlands Nachbarländer reagieren darauf mit verschärften Maßnahmen, die Professor Achim Kaasch auch für unser Land für wahrscheinlich hält.
- Da sich Omikron explosionsartig ausbreite, wird es laut Kaasch voraussichtlich zu einer Notsituation in den Krankenhäusern kommen – inklusive einem erneuten Lockdown.
- Für Weihnachten und Silvester empfiehlt Kaasch deshalb Kontakt zu reduzieren, auch wenn er weiß, dass sich an einen reinen Appell viele nicht halten werden.
Herr Kaasch, wie nehmen Sie die aktuelle Corona-Situation wahr?
Achim Kaasch: Wir befinden uns in Sachsen-Anhalt auf einem Plateau bei den Infektionszahlen – bundesweit gehen die Zahlen ein bisschen runter. Gleichzeitig sehen wir, wie in den Nachbarländern die Zahlen mit der Omikron-Variante hoch gehen und auch schon drastische Maßnahmen umgesetzt werden. Das droht uns auch, dass wir hier eine deutlich verschärfte Situation bekommen. Viele der Krankenhäuser sind tatsächlich schon am Limit – auch hier in Sachsen-Anhalt.
Was bedeutet das mit Blick auf Weihnachten und Silvester?
Wir haben jetzt ja einen neuen Player: den Expertenrat der Bundesregierung. Seinen Empfehlungen kann ich mich nur anschließen – auch dass man zeitnah Kontakt-Reduktion in Erwägung ziehen muss. Man sollte möglichst wenige Personen über die Feiertage und danach treffen. Und, dass man diese Treffen, wenn es geht, draußen macht und so die Anzahl der Ansteckungen möglichst niedrig hält. Das Problem ist, dass sich viele auf Weihnachten gefreut haben und endlich wieder alle anderen zu treffen. Insofern fürchte ich, dass solche Appelle dann relativ ungehört verhallen.
Ein weiteres Instrument neben Appellen sind Maßnahmen. Wird Ihrer Meinung nach genügend zur Corona-Eindämmung von Seiten der Politik in Sachsen-Anhalt gemacht oder muss nachjustiert werden?
Es wird so sein, dass man mit dem Durchsetzen der Omikron-Variante sehr schnell handeln muss. Und ich glaube das bereitet die Landesregierung zur Zeit vor.
Dienstagnachmittag beraten Bund und Länder wieder über die Corona-Lage. Auf was müssen sich die Menschen einstellen?
Ich bezweifle, dass für Omikron Maßnahmen auf freiwilliger Basis ausreichen. Deshalb glaube ich, dass Bund und Länder Kontaktbeschränkungen einführen werden. Wie diese genau aussehen, da gibt es verschiedene Varianten. Das weiß ich nicht.
Wie wird es mit Omikron denn voraussichtlich weitergehen?
Da sich Omikron explosionsartig ausbreitet – also in einer Geschwindigkeit, die wir bisher nicht gesehen haben – wird es dazu kommen, dass sich viele Leute gleichzeitig infizieren und krank sind. Das hat dann verschiedene Auswirkungen. Diejenigen, die krank sind, werden nicht zur Arbeit gehen, wodurch es in vielen Bereichen zu Einschränkungen kommt. Das wird sämtliche Lebensbereiche betreffen. Der zweite Effekt ist, dass Personen, insbesondere die, die nicht geimpft sind, dann schwer erkranken und in Krankenhäusern behandelt werden müssen. Das heißt, wir steuern hier auf eine Notsituation in den Krankenhäusern zu. Wir werden mit der Gesundheitsversorgung in große Schwierigkeiten kommen.
Um das einigermaßen in den Griff zu bekommen, wird es vermutlich wieder einen Lockdown geben?
Ich gehe davon aus, dass der ganz automatisch kommt – ja.
Derzeit wird ja zum Beispiel auch über 2G im Einzelhandel und im Baumarkt diskutiert. In Niedersachsen wurde die Idee aber bereits gekippt. Was meinen Sie dazu?
Bei einzelnen Maßnahmen ist es schwierig, einen Beleg zu führen, dass sie auch etwas helfen. Aus meiner Sicht ist der gesunde Menschenverstand für manche Probleme aber auch ausreichend und es benötigt nicht immer eine wissenschaftliche Studie. Und eine 2G-Regelung ist nach gesundem Menschenverstand eine Kontakt-Reduktion. Was dann genau umgesetzt wird, ist eine politische Entscheidung.
Ein geöffneter Weihnachtsmarkt und verkaufsoffene Sonntage, wie aktuell in Magdeburg, sind ja zum Beispiel keine Kontakt-Reduktion. Eher im Gegenteil.
Ich würde mir natürlich wünschen, dass Kontakt-Reduktionen wirklich auf allen Ebenen durchgeführt werden. Bei jedem einzelnen Punkt kann man darüber streiten, ob das notwendig ist oder nicht. Wir haben in Sachsen-Anhalt immer noch eine hohe Inzidenz und Gesundheitsämter, die nicht mehr hinterher kommen Inzidenzen, verlässlich zu erheben. Ich gehe davon aus, dass wenn das Omikron-Geschehen um sich greift, dass es so etwas wie in Ihren Beispielen nicht mehr geben wird.
Neben der Kontakt-Reduktion: Was können die Menschen noch tun, um die Corona-Varianten einzudämmen?
Insbesondere die Personen, die nicht geimpft sind, sollten jetzt die Erstimpfung bekommen. Sicherlich ist es schon ein bisschen besser, ein Mal geimpft zu sein, als gar nicht geimpft zu sein. Das gilt auch für die zweite Impfung und auch eine Booster-Impfung ist zu empfehlen. Ansonsten sind ja alle mit den Maßnahmen, wie Maske tragen, vertraut.
Die Interviewfragen stellte Johanna Daher.
MDR (Johanna Daher)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE | 21. Dezember 2021 | 19:00 Uhr
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