Neuer Erlass Kritik an Corona-Regeln für Hort und Kita: Personalmangel verschärft sich
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Ab Montag gelten neue Corona-Regeln in Hort und Kita: Kohorten sollen gebildet, Kontakte mit Eltern reduziert werden. Das Ziel von Gesundheitsministerin Grimm-Benne: die Betreuungseinrichtungen sollen trotz Pandemie offen bleiben. Aus Einrichtungen kommt aber Kritik: Zu kurzfristig, nicht umsetzbar.
- Kita-Betreiber kritisieren unklare Zuständigkeiten
- 3G-Regeln für Eltern und Dritte bereiten viele Probleme
- Teilweise muss sogar neues Personal eingestellt werden
Ab Montag müssen Kitas und Horte in Sachsen-Anhalt neue Corona-Regeln beachten. Die Kleinen sollen zukünftig wieder in Kohorten betreut werden. Im Gespräch mit MDR SACHSEN-ANHALT erzählt eine Kita-Leiterin aus Salzwedel:
Unter diesen Regeln ist kein Regelbetrieb mehr möglich. Um die geforderten Regeln umzusetzen, wäre zusätzliches Personal nötig.
Schon seit Monaten habe man mit zusätzlichen Corona-Aufgaben zu tun, erzählt Klähn. Aktuell bereite ihr Schwierigkeiten, die Kohorten-Regelung umzusetzen. Der neue Erlass fordert, dass die Kids mit festen Bezugspersonen betreut werden. Dafür sei in ihrer Kita zusätzliches Personal erforderlich. Schließlich müsse man bei Urlaub oder Krankheit reagieren.
Zuständigkeiten unklar
Ein weiteres Problem für Kita-Leiterin Kathrin Klähn: Morgens und am späten Nachmittag dürfen die Kinder laut Erlass aus dem Gesundheitsministerium in Sammelgruppen betreut werden. Damit das geschehen darf, muss eine "Bewertung des infektiologischen Risikos" vorgenommen werden.
Es steht aber nirgendwo, wer das macht. Ich habe dann rumgefragt und dann hieß es, das macht das Gesundheitsamt. Aber das Gesundheitsamt wusste überhaupt nicht von seinem Glück.
Auch die Regel, nach der Eltern und Dritte die 3G-Regel beachten müssen, sorgt bei Einrichtungsbetreibern für Kritik. "Eltern dürfen nur noch ins Haus, wenn wir die 3G-Regel beachten. Wenn wir das nicht garantieren können, müssen die Kinder vor der Tür übergeben oder ich müsste eine Schleuse einrichten", erklärt Kita-Leiterin Klähn.
Das Problem: Um eine Übergabe vor der Tür zu organisieren, braucht Klähn ebenfalls zusätzliches Personal. Sie hatte sogar schon daran gedacht, einen Pförtner einzustellen. Aber laut Erlass darf dieses Aushilfspersonal nicht mit den Kids alleine sein. Das könne man aber nicht garantieren, sagt Klähn.
Personalmangel verschärft sich
Fakt ist: In Sachsen-Anhalt werden von einer Erzieherin oder einem Erzieher einer Studie zufolge rund zehn Kinder betreut. Das sind doppelt so viele wie empfohlen, berichtete die Bertelsmann-Stiftung im Frühjahr, und deutlich mehr, als es in den alten Bundesländern der Fall ist.
Dieser Personalengpass verschärfe sich nun, berichtet auch Thomas Schulze, Vorstandsvorsitzender des Trägervereins an einer Magdeburger Kita. Er sagte MDR SACHSEN-ANHALT, derzeit würden 70 bis 80 Kinder in der Kita "Au Clair De La Lune" betreut. 13 Erzieherinnen und Erzieher sind in der Kita angestellt, allerdings seien derzeit fünf Fachkräfte krank.
Krankheitsstände, die früher durch Gruppenwechsel und -zusammenlegungen ausgeglichen werden konnten, seien aufgrund der Kohortenbildung nun nicht mehr möglich. Schulze erklärt, dass sich der Vorstand der Kita dennoch für die empfohlene Trennung von Gruppen entschied.
Wir haben Kohorten gebildet, schon vor drei Wochen, weil wir verhindern wollen, dass bei einem Infektionsfall die ganze Kita schließen muss.
Insgesamt wurden die Kinder aber nur in zwei Kohorten unterteilt. Anders sei es personell bedingt nicht möglich. Schulze sieht das Land in der Pflicht, Kitas bei solchen auferlegten Regelungen unter die Arme zu greifen.
Externe Hilfe notwendig
Der Erlass des Landes sieht außerdem vor, dass kurzfristig weiteres Personal engagiert werden kann. Dazu ist demnach eine Abstimmung mit dem Träger der öffentlichen Jugendhilfe notwendig. Schulze erklärt, dass seine Kita nach Veröffentlichung des Erlasses umgehend einen Antrag gestellt hat. Ziel ist es, einen Pförtner für die Kita zu bekommen, der die 3G-Regel am Eingang kontrollieren soll.
Wenn wir keinen Pförtner bekommen, wissen wir nicht, wie die 3G-Regel eingehalten werden soll.
Gerade morgens sei es nicht möglich, Kinder von ungeimpften und ungetesteten Eltern vor der Tür in Empfang zu nehmen, sie im Innern des Hauses auszuziehen und gleichzeitig eine Gruppe zu betreuen. Morgens mehr Erzieherinnen und Erzieher einzusetzen würde bedeuten, dass die Öffnungszeiten deutlich verkürzt werden müssten, weil nachmittags keiner mehr da wäre. Deswegen sei ein Pförtner eine Lösung, der die Kontrollen vor der Tür klärt, sagt Schulze.
Quelle: MDR (Marvin Kalies, Uli Wittstock, Hannes Leonard)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT | 10. Dezember 2021 | 15:00 Uhr
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