Archäologie Stück einer mittelalterlichen Elbfähre gerettet
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Schon lange bevor Magdeburg zu einem Macht- und Handelszentrum in Europa aufgestiegen ist, mussten in der Region Waren, Tiere und Menschen die Elbe passieren. Das geschieht seit jeher mithilfe von Fähren. Im Süden der Stadt wurde nun ein Teil eines Exemplars aus dem frühen Mittelalter geborgen. Genaue Untersuchungen stehen noch aus.

- Im Süden Magdeburgs ist ein Teil einer mittelalterlichen Fähre aus der Elbe geborgen worden.
- Das Holzstück wurde konserviert und muss nun trocknen.
- Archäologen zufolge könnte die Fähre älter sein als die Stadt selbst.
Archäologen haben in der Nähe von Magdeburg ein rund 1.200 Jahre altes Eichenholzteil einer frühen Elbfähre gerettet. Das rund sieben Meter lange Stück wurde laut Landesmuseum für Vorgeschichte bereits Mitte März geborgen und muss jetzt noch etwa ein halbes Jahr trocknen. Danach soll ein Spezialist für mittelalterliche Schiffe das Ganze wissenschaftlich untersuchen.
Fähre offenbar aus der Anfangszeit Magdeburgs
Landesarchäologin Susanne Friederich erklärte, das Holzteil sehe zwar aus wie ein Einbaum, also ein Boot aus einem Stück. "Aber eigentlich ist es ein Schwimmkörper", so Friederich – einer von vieren, der auf dem Holzbohlen der Fähre angebracht gewesen sein sollen: "Die Fläche war möglicherweise sieben mal fünf Meter groß." Deutlich sichtbar sind Zapfen im Holz zu erkennen, die den Schwimmkörper, der oben offen war, zusammenhielten.
Das Holzstück lag in der Nähe des heutigen Magdeburger Stadtteils Randau im Flussbett der Elbe. Um es in einem Stück aus dem Wasser zu ziehen, hätten ein Behälter angefertigt und ein Kran zu Hilfe genommen werden müssen. Das Holzstück sei vor der Bergung in eine Lösung mit 50-prozentigem wasserlöslichen Kunststoff gelegt worden. Der Kunststoff habe das Wasser verdrängt und das Holz stabilisiert, hieß es.
Die Fähre bestand möglicherweise aus vier dieser Schwimmkörper, über welche Holzbohlen angebracht wurden.
Ersten Untersuchungen zufolge stammt das Holz aus der Zeit um oder nach 797. Das ist insofern bemerkenswert, da Magdeburg erst 805 urkundlich erwähnt wurde – im "Diedenhofener Kapitular" von Karl dem Großen. "Damit könnte die Fähre aus der Anfangszeit Magdeburgs stammen", so Friederich. Die Fähre transportierte nach Angaben der Archäologen in Halle Menschen, Vieh und schwere Waren über den Fluss. Marktrecht erhielt Magdeburg erst 965 – verliehen durch Kaiser Otto I.
Geschichte: Magdeburg, die Pfalz Ottos I.
Otto I., auch Otto der Große genannt, war Herzog der Sachsen, ab 936 König des Ostfrankenreichs und ab 962 Kaiser des Heiligen Römischen Reiches. Er hat die
Geschichte des frühen Mittelalters in Europa maßgeblich mitgeprägt.
968 gründet Otto das Erzbistum Magdeburg. Seine Lieblingspfalz entwickelte sich im 10. Jahrhundert zu einem Machtzentrum, das sich mit Rom oder Konstantinopel messen konnte. Otto starb 973 in der Pfalz Memleben im Unstruttal. Seine letzte Ruhestätte fand er im Magdeburger Dom. Dort liegen auch die Gebeine der Königin Editha, seiner ersten Gemahlin.
dpa, MDR (André Plaul)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 10. April 2022 | 10:00 Uhr
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