Sondersitzung am Mittwoch Uniklinikum Magdeburg: Aufsichtsrat tagt zu Geld, Personal und möglicher Fusion
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Wenige Wochen, nachdem er sich ohne Ergebnis vertagen musste, kommt der Aufsichtsrat des Uniklinikums Magdeburg am Mittwoch erneut zusammen. Im Fokus der Beratungen dürfte auch der Abschied der umstrittenen Kaufmännischen Direktorin stehen. Der Konflikt hat längst auch die Landesregierung und den Ministerpräsidenten erreicht.
- Der Aufsichtsrat des Uniklinikums Magdeburg trifft sich am Mittwoch zu einer Sondersitzung. Dabei wird es auch um die Führung des Hauses gehen.
- Interne Kritik an der Führungsriege des Klinikums hat dazu geführt, dass auch der Ministerpräsident inzwischen im Boot ist.
- Der Rektor der Uni in Magdeburg äußert sich zurückhaltend vor der Sitzung.
Am Mittwoch kommt der Aufsichtsrat des Uniklinikums Magdeburg zu einer Sondersitzung zusammen. Das Gremium hatte sich Mitte April ohne Ergebnisse vertagt. Zu klären sind der Fortgang der Fusionsgespräche mit dem städtischen Klinikum Magdeburg, aber auch die wirtschaftliche Situation des Hauses.
Kaufmännische Direktorin vor Abschied
Im Fokus des Aufsichtsrats dürfte aber auch die Führung des Uniklinikums selbst stehen. Die Kaufmännische Direktorin Kerstin Stachel hatte wenige Tage nach der letzten Sitzung öffentlich gemacht, dass ihr Arbeitsverhältnis 2023 endet. Davon wurde auch das Uniklinikum intern überrascht.
Stachel sagte anschließend der "Volksstimme", sie strebe keine Vertragsverlängerung an. Der Aufsichtsrat hätte der umstrittenen Managerin noch in diesem Jahr mitteilen müssen, ob eine solche Verlängerung überhaupt gewollt ist. Das Haus von Wissenschaftsminister Armin Willingmann (SPD) wollte den Vorgang bislang nicht kommentieren. Willingmann sitzt dem Aufsichtsrat des Klinikums vor.
Klinikdirektoren wenden sich an Landesregierung
Stachel und der Ärztliche Direktor Hans-Jochen Heinze stehen seit Monaten erheblich in der Kritik, auch intern. Eine größere Gruppe von Klinik- und Institutsdirektoren und -direktorinnen soll deshalb persönlich bei der Landesregierung vorstellig geworden sein.
Die Staatskanzlei bestätigte auf Nachfrage, dass Gespräche geführt wurden, an denen auch Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) teilgenommen habe. Diese seien "konstruktiv" gewesen, ihr Inhalt wird allerdings allgemeiner beschrieben: Die Direktoren hätten ihre "Sorge um die Zukunft der Universitätsmedizin" vorgetragen, so Regierungssprecher Matthias Schuppe.
Am Uniklinikum soll es zudem eine zweite Gruppe von Direktoren geben, die sich hinter Stachel und Heinze stellen. Sie sammelten intern Unterschriften für einen gemeinsamen Brief an Politik und Medien.
Uni-Rektor kommentiert Diskussionen nicht
MDR-Recherchen hatten im März gezeigt, dass der Ärztliche Direktor und die Kaufmännische Direktorin vor allem für die Art und Weise in der Kritik stehen, wie sie die wirtschaftliche Konsolidierung des Uniklinikums vorantreiben. Das Haus erwartete allein für das Jahr 2021 zuletzt ein Minus von rund 50 Millionen Euro. Auch das Verhältnis zur medizinischen Fakultät, die Teil der Uni Magdeburg ist, gilt als belastet.
Uni-Rektor Jens Strackeljan äußerte sich vor der Sondersitzung des Aufsichtsrats zurückhaltend. Er sei in "permanenten Gesprächen" mit dem Fachbereich, beteilige sich aber "nicht an individuellen Bewertungen von Personalfragen" oder kommentiere "offene Briefe", so Strackeljan. Er sitzt ebenfalls im Aufsichtsrat und befürwortet den aktuellen Konsolidierungskurs.
Trotz Millionenhilfen soll Geld fehlen
Dieser sieht neben mehreren Großbauvorhaben und einer möglichen Fusion mit dem Klinikum Magdeburg eine mittelfristige Verbesserung des Jahresergebnisses um 30 Millionen Euro vor. Zur Diskussion steht dabei auch eine Reduktion um rund ein Zehntel aller Betten.
Die Konsolidierung ist nötig, obwohl das Land dem Uniklinikum gerade 247 Millionen Euro zugesagt hat. Die Mittel stammen unter anderem aus dem Corona-Sondervermögen und sollen Pandemie-bedingte Defizite ausgleichen, aber auch weitere Investitionen ermöglichen, etwa in Medizinroboter.
Bereits im April soll der Ärztliche Direktor Heinze in einer Fakultätsratssitzung gesagt haben, diese Gelder reichten nicht. Eine Anfrage dazu ließ das Uniklinikum bislang inhaltlich unbeantwortet.
In einer zwischen Land und Uniklinikum geschlossenen Betrauungsvereinbarung sind Maßnahmen in Höhe von insgesamt 315 Millionen Euro festgeschrieben, rund 68 Millionen Euro mehr, als das Uniklinikum bekommt. Laut Finanzministerium ist das Haus aber nicht verpflichtet, die Maßnahmen voll umzusetzen.
Der Wirtschaftsplan des Uniklinikums musste auf Drängen des Aufsichtsrats zuletzt mehrfach überarbeitet werden. Er dürfte bei der Sondersitzung am Mittwoch erneut zur Debatte stehen.
Masken-Diskussion weiter ohne Abschluss
Keinen Abschluss findet hingegen die Beratung eines umstrittenen Großeinkaufs von Atemschutzmasken. Der Landesrechnungshof hatte die fragliche Vergabe zwar nach einer Prüfung scharf kritisiert. Ein abschließender Untersuchungsbericht werde aber erst Ende Mai vorliegen, teilte die Behörde mit.
Der Aufsichtsrat hatte im April vergangenen Jahres um Prüfung gebeten, nachdem bekannt geworden war, dass das Uniklinikum einen Großauftrag an eine junge Firma vergeben hatte, deren Miteigentümer ein Sohn des Ärztlichen Direktors ist. Ermittlungen der Staatsanwaltschaft in der Sache wurden später eingestellt.
MDR (Thomas Vorreyer)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 10. Mai 2022 | 20:00 Uhr
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