Lichtblick im Advent Herrnhuter Sterne als Licht der Hoffnung aus Sachsen fürs Ahrtal
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Im Hochwassergebiet im Ahrtal in Rheinland-Pfalz stehen hunderte Häuser leer, sind halb zerstört oder nur in den oberen Etagen bewohnbar. Wer durch die Straßen geht, riecht feucht-kalten Moder, Beton, Baustellenstaub oder Abgase von Entlüftern. Inmitten des Abreißens und Wiederaufbauens gehen die Menschen in die Adventszeit. Für sie hat die evangelische Pfarrerin von Remagen-Sinzig um Hilfe gebeten - und aus Sachsen ein großes Paket bekommen.
In Sinzig im Ahrtal leuchten am 1. Advent 30 Herrnhuter Sterne aus Sachsen. Gespendet hat sie der theologische Ruhestands-Konvent der Landeskirche. Das sind ehemalige Pfarrerinnen und Pfarrer, die sich einmal im Monat zur Runde "Schwarzer Kaffee" in Dresden treffen. Einer davon ist der ehemalige Superintendent Matthias Weismann aus Meißen. Als er vom Aufruf der rheinischen Kirche hört, Lichter der Hoffnung zu spenden, organisiert er die Herrnhuter Sterne.
Beim Einkauf in Meißen klingen ihm die Worte seiner Pfarrerkollegin Kerstin Laubmann aus Sinzig im Ohr, die über die Bewohner in den vielen zerstörten Häusern sagt: "In den Obergeschossen drängen sie sich zusammen, sitzen zwischen den Dingen, die sie retten konnten, behelfen sich mit Zwei-Platten-Kochern. Freuen sich, wenn sie abends irgendwo eingeladen werden, um mal irgendwo zu sein, wo es warm ist. Wo es nicht nach Feuchtigkeit und Baustelle riecht. Wo nichts an die Flut erinnert." Als kleine Geste übernimmt die Buchhandlung in Meißen Verpackung und Versand der Sterne.
Kleines Symbol für die Seele
Für Matthias Weismann sind die 25-zackigen Sterne "nichts Weltbewegendes, aber für die Seele wichtig". Er freut sich, dass das traditionelle Kunsthandwerk aus Sachsen pünktlich vor dem 1. Advent in Rheinland-Pfalz angekommen ist. "Es heißt ja auch 'ex oriente lux' - aus dem Osten kommt das Licht", sagt der Ruheständler und erinnert zugleich an "die überwältigende Unterstützung, die wir aus den alten Bundesländern erfahren haben" nach den Elbe-Hochwasserschäden 2002 und 2013.
441 Kilometer Luftlinie weiter westlich hat Pfarrerin Kerstin Laubmann die Spenden mit einem persönlichen Brief versehen und schon in Sinzig verteilt. Daraufhin schreibt eine vom Hochwasser Betroffene:
Gestern habe ich mit meiner Schwiegertochter in Ostwestfalen darüber gesprochen, dass meine Herrnhuter Sterne, gleiches Modell wie das, das ich heute in Empfang genommen habe, mit der Flut auch weggeschwommen sind. Umso mehr freue ich mich darüber, dass wir ein Licht der Hoffnung erhalten haben.
Langer Atem für Wiederaufbau
"Die Menschen werden für den Wiederaufbau in den Hochwassergebieten einen langen Atem brauchen. Alles dauert, obwohl wir ein hochindustrielles Land sind. Die Menschen dürfen nicht verzagen. In unserer medialen Gesellschaft vergisst man ja schnell, deshalb sind Hoffnungszeichen immer wieder nötig", sagt Sterne-Organisator Matthias Weismann.
Das sagen jetzt viele: Das Warten sei das schlimmste. Jetzt kann man nichts tun. Am Anfang haben sich alle in die Arbeit gestürzt. Das war schrecklich - und tat doch gleichzeitig gut. Man hatte das Gefühl, etwas tun zu können, es lenkte einen ab. Jetzt sind die Tage kürzer und dunkler geworden. Auf einmal sind die Gedanken da.
Oberlungwitz und Gersdorf wollen helfen
Nach Informationen der rheinischen Kirche haben zwei weitere evangelische Kirchgemeinden aus Sachsen Unterstützung für die Flutopfer angekündigt. Die St.-Martins-Kirchgemeinde Oberlungwitz hat schon zwei Spenden überwiesen und will nun die Kollekte von Heiligabend nach Sinzig geben. Die Marienkirchgemeinde Gersdorf will ihre Silvester-Kollekte zur Verfügung stellen.
Quelle: MDR/kk