Protest Linken-Demo: Demonstranten attackieren Polizeiwache und Banken in Leipzig
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In Leipzig haben am Sonnabend reichlich 3.000 Menschen an einer Demonstration unter dem Motto "Wir sind alle LinX" teilgenommen. Dabei kam es zu Angriffen auf das Polizeirevier und mehrere Banken. Mindestens sieben Beamte wurden laut Polizei leicht verletzt. Außerdem wurde ein hochrangiger Polizist auf einem Transparent bedroht.

In Leipzig ist es am Sonnabend bei einer Demonstration der linken Szene zu Attacken auf mehrere Gebäude gekommen. Aus der Demonstration heraus ist unter anderem das Gebäude der Polizeidirektion in der Dimitroffstraße attackiert worden. Nach Angaben von MDR-Reportern zündeten einige Teilnehmer Böller und Bengalos und warfen sie in Richtung des Gebäudes. Auf Fotos sind außerdem rote Farbspuren an dem Gebäude sowie auf dem Gehweg davor zu sehen. Auch Flaschen wurden gegen das Polizeigebäude geworfen, wie Polizeisprecherin Therese Leverenz MDR SACHSEN mitteilte. Mindestens sieben Beamte wurden laut Polizei leicht verletzt.
Unter anderem wurde die Polizeidirektion in der Dimitroffstraße mit Gegenständen beworfen, die unter anderem auch mit Farbe befüllt waren. Im weiteren Verlauf kam es entlang der Karl-Liebknecht-Straße ebenfalls vermehrt zu Bewürfen gegen Fahrzeuge, Objekte, aber auch gegen Polizeikräfte.
Steinwürfe auf mehrere Bankfilialen
Mindestens ein Fenster der Polizeidirektion wurde beschädigt, berichtete eine dpa-Reporterin. Auch auf der Karl-Liebknecht-Straße gingen Fensterscheiben zu Bruch, als Demonstranten mit Steinen auf mehrere Bankfilialen warfen. Ein großer Teil der Veranstaltung ist laut Leverenz zwar friedlich geblieben, am frühen Abend häuften sich jedoch die Zwischenfälle. Steine flogen auch gegen die Filiale der Bundesbank, gegen einen Apartment-Komplex und einen Schnellimbiss. Darüber hinaus demolierten Demonstranten den Eingang eines Wohnheims und mindestens ein Fahrzeug. Gleiches gilt für den Eingangsbereich der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur (HTWK).
Die Polizeibeamten werden auch in der Nacht verstärkt mit Einsatzkräften präsent sein, wie Polizeisprecherin Leverenz mitteilte. Man hoffe auf einen friedlichen Verlauf der Nacht und wolle "kommunikativ und deeskalativ" handeln.
Böller und Bengalos nach wenigen hundert Metern
Begonnen hatte die Kundgebung unter dem Motto "Wir sind alle LinX" mit reichlich einstündiger Verspätung um kurz vor 15 Uhr auf dem Johannisplatz. Die Polizei sprach von etwa 3.000 Teilnehmern. Nachdem sich der Demozug in Bewegung gesetzt hatte, waren unter anderem Sprechchöre wie "Alle zusammen gegen den Faschismus" zu hören. Vereinzelt wurde bereits nach wenigen hundert Metern Wegstrecke Pyrotechnik gezündet, so dass bunte Rauchschwaden durch die Straße zogen. Auch Böller waren zu hören.
Drohungen gegen hochrangigen Polizisten
Neben Plakaten und Bannern mit allgemeinen Aussagen gab es auch solche, die sehr konkret wurden. Auf einem wurde dem Chef des Polizeilichen Terrorismus- und Extremismus-Abwehrzentrums in Sachsen, Dirk Münster, gedroht. Zu lesen war dort: "Bald ist er aus Dein Traum, dann liegst Du im Kofferraum." Als der Demonstrationszug den Zielort, das Connewitzer Kreuz, erreichte, kam es auch dort zu Zwischenfällen. Demonstranten entzündeten Feuer auf der Straße. Wenig später beendete die Polizei die Kundgebung.
Polizei erhält Unterstützung aus anderen Bundesländern
Für die Demonstration waren laut Stadt 3.000 Teilnehmer angemeldet worden. Die Polizei begleitete das Geschehen mit einem Großeinsatz. Neben Einsatzkräften aus Sachsen waren auch die Bundespolizei sowie Unterstützung aus Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen in Leipzig, teilte die Polizei mit. Ein Hubschrauber kreiste zudem über der Stadt. Auch Wasserwerfer standen zur Verfügung.
Solidarität mit mutmaßlichen Linksextremisten
Zu der Demo hatte das Kampagnenbündnis "Wir sind alle LinX" bundesweit mobilisiert. Die Veranstalter erklärten, dass sie sich gegen "eine Kriminalisierung von Antifaschismus als Ganzes" wenden. Hintergrund ist der Prozess gegen die Studentin Lina E. und drei Mitangeklagte aus Leipzig und Berlin. Die Bundesanwaltschaft wirft ihnen vor, zwischen 2018 und 2020 Menschen aus der rechten Szene brutal attackiert zu haben. Der Prozess läuft derzeit am Oberlandesgericht Dresden.
"Wir sind alle LinX" solidarisiert sich ausdrücklich mit Lina E. und fordert ein Ende der "Diffamierungskampagnen gegen linkes und antifaschistisches Engagement", wie es auf der Internetseite des Bündnisses heißt. Am Freitag kritisierte das Bündnis, dass die Polizei und der sächsische Verfassungsschutz versuchten, ein Bedrohungsszenario aufzubauen. "Wir können darauf nur antworten, dass unser Anliegen legitim und notwendig ist."
Quelle: MDR/fvde/sth/dpa
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 18. September 2021 | 19:00 Uhr