Tiere Biber auf dem Vormarsch: Immer mehr Nager leben in Thüringen
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Seit 2007 - nach 400 Jahren Pause - breiten sich Biber wieder an Gewässern in Thüringen aus. Oft sind sie an Saale und Ilm anzutreffen. Wer einen der Nager sehen will, braucht allerdings Ausdauer - und ein wenig Glück.

Biber sind nachtaktiv. Die Spuren der Nagetiere sind aber deutlich zu erkennen. Gerade in den Wintermonaten nagen sie gern an Bäumen im Uferbereich. "Nicht etwa um Dämme zu bauen", sagt Marcus Orlamünder, Projektkoordinator beim Nabu für das Bibermanagement in Thüringen. "Dass ist im Winter ihre Form der Nahrungsgewinnung."
Die Biber hauen die meist zarten Bäume um, weil sie es auf die kleine Äste und Zweige der Kronen abgesehen haben.
Auch die Rinde verschmähen sie nicht. Im Frühling, wenn das Kraut wieder zu wachsen beginnt, stellen die meisten Tiere ihre Nahrung wieder um. "Dann ist es das Grünzeug, was sie anzieht" - zum Leidwesen einiger Gärtner. Wer Grundstücke in Wassernähe hat, hat eventuell schon unschöne Bekanntschaften gemacht. "Im letzten Jahr hatte es der Biber auf ganze Brokkoli-Reihen in der Nähe von Jena abgesehen." Aber man kann sich schützen.
Biber in Thüringen: So können Bäume geschützt werden
Grundstücksbesitzer, die in Ufernähe wohnen, können ihre Zäune mit dichtem Maschendraht verstärken. Die Bäume können ebenfalls mit einem Drahtgeflecht geschützt werden. "Dazu eignen sich Estrichmatten aus dem Baumarkt", so Orlamünder. "Die sind hoch genug und preiswert."
Um Konflikten mit Bibern aus dem Weg zu gehen, hat der Naturschutzbund Thüringen (NABU) eine Handreichung formuliert. Außerdem geben Biber-Berater wertvolle Tipps. "80 Berater hat der Nabu bislang ausgebildet. Die Ausbildung ist kostenfrei und steht allen Interessierten offen." Biber-Berater kennen in der Regel die Gegebenheiten vor Ort und sind in erster Linie zur Aufklärung da.
Biber seit 2007 wieder zurück in Thüringen
Biber sind aktive Tiere. Sie halten keinen Winterschlaf und bewegen sich mehrere Kilometer am Tag. Ihre Reviere sind ebenfalls mehrere Flusskilometer lang. Sie sind treu, leben sozusagen in einer monogamen "Ehe" und bekommen etwa zwei Jungtiere im Jahr, erfährt man auf der Seite des Nabu. Der Biber-Nachwuchs darf etwa zwei Jahre bleiben, dann muss er weiter ziehen und sich ein eigenes Revier suchen, denn dann wird die Nahrung für alle zu knapp.
Und so kommt es, dass die Biber nach 400 Jahren Pause seit 2007 in Thüringen wieder auf dem Vormarsch sind. "Sie kamen vor allem aus dem Norden, aus Sachsen-Anhalt nach Thüringen hinein. Aber auch im Süden gab es zu dieser Zeit erste Vorstöße", berichtet Marcus Orlamünder. Die Saale ist bereits gut besiedelt: "15 bis 20 Reviere werden es von der Landesgrenze im Norden bis zu den Talsperren sein", schätzt der Experte.
Man kann von einer festen Besiedlung sprechen, aber es ist noch Luft nach oben.
Experte: "Tiere haben noch viel Platz"
In der Ilm sind sie seit 2015 zu finden. Auch in der Werra, Unstrut und in Südthüringen wurden bereits etliche Biber registriert. "Die Tiere verteilen sich, haben aber auch noch sehr viel Platz." Gerade in Nordthüringen und ganz im Osten, im Altenburger Land und dem Landkreis Greiz, gibt es bislang nur geringe Vorkommen. "Sie werden es merken und irgendwann auch dorthin wandern", prognostiziert Orlamünder, "denn wo ein Revier ist, kann keine zweite Biberfamilie sein. Die Natur regelt den Bestand schon."
Orlamünder ist sehr an Aufklärung gelegen. Noch immer gibt es viele Vorurteile gegenüber dem Biber. Die versucht der Nabu auszuräumen - unter anderem mit Wanderungen und Beobachtungstouren vor Ort.
MDR
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Ramm am Nachmittag | 17. März 2022 | 17:30 Uhr
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