Der zähe Weg zur Digitalisierung Digitalpakt Schule: Fördergelder werden in Thüringen nur zum Bruchteil abgerufen
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Der digitale Unterricht während des Corona-Shutdown brachte viele Schulen an ihre technischen Grenzen. Nun müssen Landkreise, Städte und freie Träger für ihre Schulen die technische Ausstattung planen, um an die Fördergelder des Digitalpakts zu kommen. Jeder Unterrichtsraum muss mit schnellem Breitbandinternet versorgt werden, per Netzwerkkabel und drahtlosem WLAN. Nur so können Schüler und Lehrer Tablets und Notebooks jederzeit nutzen. Doch die Gelder wurden bisher nur zum Bruchteil abgerufen.
Die Fördergelder aus dem Digitalpakt Schule zu beantragen, ist eine Herkulesaufgabe für die Schulträger. Sie beginnt mit einem Medienkonzept. Jede Schule trägt darin zusammen, wie sie digital ausgestattet werden soll. Auf Grundlage dieser Konzepte erstellen die Kommunen einen Medienentwicklungsplan, mit dem sie Fördergelder aus dem Digitalpakt Schule beantragen können. 5,5 Milliarden Euro haben Bund und Länder schon im vergangenen Jahr – vor Corona – dafür bereitgestellt. Doch an das Geld zu kommen, ist in manchen Orten schwieriger als gedacht. So beispielsweise in Erfurt.
Erfurt: Fördergelder gibt es, doch sie zu bekommen ist schwierig
Trotz eines geprüften Medienkonzepts befürchten Lehrer, Schüler und Eltern in Erfurt, wohl noch lange auf die digitale Grundausstattung ihrer Schule warten zu müssen. Für die Förderanträge sind dort zwei Ämter zuständig. Das Amt für Bildung kümmert sich um die elektronische Ausstattung, wie Tablets oder interaktive Tafeln. Doch Anträge dafür können laut Förderrichtlinie des Landes erst gestellt werden, wenn die Schule bereits digital vernetzt ist. Für die Netzwerke, die die Grundlage für die Verfügbarkeit des Internets in den Schulen bilden, ist wiederum das Amt für Grundstücks- und Gebäudeverwaltung zuständig.
Laut Oberbürgermeister Andreas Bausewein gibt es im Amt für Grundstücks- und Gebäudeverwaltung keine Kapazitäten, um die Kosten für die digitale Grundausstattung für jede Schule zu schätzen und Leistungsverzeichnisse für jede Schule zu erstellen. Eine externe Vergabe an ein Planungsbüro sei nötig, aber aufgrund der Marktlage schwierig. Zwei Mitarbeiter sind derzeit zuständig für die Elektroplanung und die Digitalisierung der städtischen Gebäude. Hilfe beim komplexen Thema Digitalkonzept wäre durch externe IT-Experten möglich, sagt Oliver Krahl, Geschäftsführer von ITnet Thüringen e.V.
Eben weil beim Amt für Grundstücks- und Gebäudeverwaltung die Kapazitäten für eine Bestandsaufnahme der digitalen Grundausstattung fehlen, werden in Erfurt erst einmal ausschließlich Neubauten und Schulen, die generalsaniert werden, gefördert. Nach MDR THÜRINGEN-Informationen kommen deshalb lediglich zehn Schulen in den Genuss der Förderung.
Erfurter Stadtrat Hose fordert Geld auch für "alte" Schulen
Die Kommunen blicken aber auch auf die Folgekosten. Sie müssen versichern, dass sie die geförderte Technik auch warten und den Internetzugang finanzieren können. Trotz allem will es Erfurts Stadtrat und Lehrer Michael Hose nicht hinnehmen, dass lediglich Schulen, die ohnehin generalsaniert oder neu gebaut werden, mit Netzwerkkabeln, Servern und passender Software ausgestattet werden. Er fordert, dass entweder mehr Personal für das Gebäudemanagement bereit gestellt oder ein Planungsbüro mit der Projektabwicklung beauftragt wird. "Wir können nicht 15 bis 20 Jahre warten, ehe alle Schulgebäude saniert sind, um die Grundausstattung für digitalen Unterricht zu legen", so Hose.
Erfurt könnte rund 13 Millionen Euro aus dem Digitalpakt Schule ausgeben. Doch nach MDR THÜRINGEN-Informationen wird es aber nur ein geringer Teil der Summe sein.
Gotha, Eisenach und Jena: Förderanträge bewilligt
Dass es schneller als in Erfurt gehen kann, bewies schon im Dezember 2019 der Landkreis Gotha. Er hatte als erster Schulträger einen Förderantrag für acht Schulen gestellt. Im Juli reichte Eisenach den ersten Teilantrag auf Fördermittel aus dem Digitalpakt Schule ein. Alle zwölf staatlichen Schulen erarbeiteten dafür pädagogische Konzepte, ermittelten ihren Bedarf und legten Fortbildungspläne vor. Zudem wurden die technischen Voraussetzungen geprüft. Die Stadt hat für den Aufbau der WLAN-Strukturen 2,15 Millionen Euro vom Land bewilligt bekommen. Einer Sprecherin zufolge werden im Oktober die Aufträge europaweit ausgeschrieben.
Auch Jena hat seinen Antrag schon bewilligt bekommen und will nun die Aufträge ausschreiben. An fast jeder Schule müsse gebaut werden, was sich insgesamt auf rund 170.000 Euro summieren werde, so ein Sprecher der Stadt. In Jena sind die Schulen zuerst dran, die am sanierungsbedürftigsten sind oder derzeit saniert werden.
Gera und Weimar: Medienkonzepte liegen wegen Corona nur teilweise vor
Die Städte Gera und Weimar teilten mit, dass erst vier der benötigten Medienkonzepte der Schulen vorliegen - aufgrund der "schwierigen coronabedingten Situation", sagt Weimars Stadtsprecher. Es sei davon auszugehen, "dass bis Ende Oktober 2020 die Hälfte aller Schulen die notwendigen Unterlagen im Schulverwaltungsamt eingereicht haben wird, so dass eine erste Antragsstellung erfolgen kann." Drei Mitarbeiter sind derzeit mit der Umsetzung des Digitalpakts Schule beschäftigt. Weimar will versuchen die Bauarbeiten bis Ende 2024 zu realisieren, damit die verfügbaren 4,5 Millionen Euro auch genutzt werden können.
Das Bildungsministerium rechnet nun im Herbst mit zahlreichen Förderanträgen von Schulträgern. Sie wären im Zeitplan. Der Digitalpakt Schule läuft bis 2024.
Quelle: MDR THÜRINGEN, cr, the
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 18. September 2020 | 06:00 Uhr
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