Nordhausen Letzte Ruhestätte für KZ-Häftlinge und Zwangsarbeiter soll neu gestaltet werden
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KZ-Häftlinge und Zwangsarbeiter aus der Zeit des Nationalsozialismus sind auf dem Nordhäuser Ehrenfriedhof bestattet. Doch die Anlage bietet Besuchern kaum Orientierung. Wiederholt wurde die Totenruhe gestört. Durch eine Neugestaltung des Ehrenfriedhofs will die Stadt das nun ändern.

Am Stresemannring in Nordhausen steht ein besonderer Park. Wer die Anlage das erste Mal besucht, sieht eine große Wiese mit einem geschwungenen Weg. Viele Bäume wachsen auf dem Rasen und weiter oben steht eine Art Pavillon. Gassi-Gänger lassen ihre Hunde laufen, Kinder spielen auf der Wiese, Fahrräder düsen über den Schotter. All das passiert auf den Gräbern von 2600 Menschen. Genauer gesagt: Opfern des Nationalsozialismus.
Als Sammelgrab für tausende KZ-Häftlingen und Zwangsarbeiter aus Mittelbau-Dora ist der Nordhäuser Ehrenfriedhof eine Zumutung. Einem Gast ohne Vorwissen fehlt jede Orientierung für die Bedeutung des Ortes. Das Eingangsschild hat nur winzige Buchstaben und erst die letzten beiden Sätze erwähnen das Wort Ehrenfriedhof und die Bestattungen. Die Informationen darauf sind veraltet. Das Eingangsschild spricht von 1.600 Toten, die neueste Forschung spricht von 2.600. Auf der weiten Rasenfläche sind die Sammelgräber für Laien kaum zu erkennen.
Ein einzigartiger Gedenkort
Dabei ist der Nordhäuser Ehrenfriedhof ein besonderer Gedenkort. Es ist die größte Friedhofsanlage dieser Art in Thüringen. Dass KZ-Häftlinge und Zwangsarbeiter gemeinsam auf einem gesonderten Friedhof bestattet wurden, ist einzigartig in Ostdeutschland, urteilte der Historiker Jens Schley.
Hier steht auf der einen Seite ein sowjetisches Ehrenmal. Die Statue eines Soldaten, der ein Kind in den Armen hält, steht vor 215 Grabplatten mit Hammer und Sichel darauf. Daneben, das von den Amerikanern kurz nach der Befreiung Nordhausens angelegte Sammelgrab. Ein gemeinsamer Gedenkort aus zwei unterschiedlichen Systemen, wahrscheinlich einzigartig in Deutschland.
Kritik an der Gestaltung des Friedhofs gab es schon lange. Besonders Opferverbände und Angehörige von NS-Opfern hatten sich über die unwürdigen Zustände beschwert.
Im Jahr 2015 hatten anlässlich des 70. Jahrestags der Befreiung ehemalige Häftlinge an den damaligen Oberbürgermeister einen Brief geschrieben. Darin hieß es: "Bei der Niederlegung von Blumen (…) auf dem Nordhäuser Ehrenfriedhof, wo so viele unserer Kameraden, KZ-Häftlinge, Zwangsarbeiter, aber auch russische Kriegsgefangene, in Massengräbern begraben liegen, waren wir unglaublich geschockt, als wir Spuren einer Mountainbike-Strecke mitten auf dem Ehrenfriedhof entdeckten."
Die Stadt Nordhausen war sensibilisiert. "Spätestens mit der Wahl von Oberbürgermeister Kai Buchmann und Bürgermeisterin Jutta Krauth gab es den Willen zur Neugestaltung des Friedhofs", sagt Landschaftsplaner Sven Gerwien, der das Projekt leitet. In diesem Sommer beschloss der Nordhäuser Stadtrat die Neugestaltung des Ehrenfriedhofs. 250.000 Euro an Eigenmitteln wird Nordhausen das Projekt kosten, weiteres Geld stammt aus Fördermitteln. Auch die Thüringer Staatskanzlei kündigte an, das Vorhaben finanziell zu unterstützen.
Sammelgräber sollen sichtbar werden
Nach den neuen Plänen soll die Orientierung für Besucher erheblich verbessert werden. Am Eingang ist ein Schild geplant mit den Worten "Ort der Stille - Ehrenfriedhof". Der Weg durch die Anlage soll begradigt werden und damit der historischen Anlage entsprechen. Eine neue Bepflanzung wird es geben, wie auch hohe Stelen. Auch die Sammelgräber sollen deutlich markiert werden. Besuchern soll auf den ersten Blick deutlich werden: dies ist ein Friedhof.
Quelle: MDR
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