Brezeltag am Gründonnerstag Hefeteig mit Zimt und Zuckerguss: Mühlhäuser essen Brezeln gegen Eselsohren
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Süße Brezeln gegen Eselsohren: Am Gründonnerstag ist für viele Mühlhäuser ein Besuch beim Bäcker ein Muss. Nicht für Brot und Brötchen, sondern hauptsächlich für Brezeln. Dieser Jahrhunderte alte Brauch beschert den Bäckern ein Umsatzplus und lange Schlangen vor den Läden.

Der Brezeltag beginnt um 6 Uhr. Ab diesem Zeitpunkt bilden sich lange Schlangen vor den Bäckereien der Stadt. Wer wenig Zeit hat, bestellt vor. Dann geht es zumindest beim Abholen schneller. Brezeln aus Hefeteig mit Zimt, Zucker und Zuckerguss gehen am Gründonnerstag zu Tausenden über die Ladentische in Mühlhausen. Der Verkauf beginnt bereits am Tag davor. Gegessen werden dürfen die Brezeln aber erst am Gründonnerstag. Einige Bäcker bieten auch andere Varianten an, beispielsweise mit Pudding gefüllte Brezeln.
Brezeltag: Vorbestellung hilft Bäckern und Kunden
Spätestens seit Beginn der Pandemie bitten die Bäckereien um Vorbestellungen, um besser auf den Ansturm vorbereitet zu sein. Großkunden geben schon immer ihre Bestellungen vorher ab, wie Silke Planer von der Bäckerei Müller berichtet. In ihrer Backstube gibt es Brezeln mit Zucker und Zuckerguss sowie aus Blätterteig.
Viel Arbeit, aber der Backstress lohnt sich.
Brezeltag keinesfalls nur Privatsache
Viele Firmen nutzen den Brezeltag, um sich bei ihren Beschäftigten und Kunden zu bedanken. Handwerksmeister Björn Deidersen hat die Tradition von seinem Vater übernommen. Am Gründonnerstag holt er 70 Brezeln vom Bäcker und verpackt sie eigenhändig. Die mehr als 30 Kollegen erhalten auf diese Weise ein süßes Frühstück. Aber auch seinen Kunden will der Malermeister - dem Brauch gemäß - Eselsohren ersparen und überrascht sie daher mit Brezeln. Mitarbeiter Jens Ackermann kommt extra vom Gerüst herunter, um die Brezel vom Chef entgegenzunehmen.
Von klein auf Angst vor Eselsohren
Dieser Brezelbrauch begleitet viele Mühlhäuser ein Leben lang. Von klein auf erfährt man, dass man am Gründonnerstag eine Brezel essen müsse. Ansonsten wachsen angeblich Eselsohren, heißt es jedes Jahr. Diese Legende hat viele Mühlhäuser schon als Kind ziemlich beeindruckt und auch später nie wieder losgelassen. Ohne Brezel ist Gründonnerstag für viele Menschen in der Stadt einfach nicht vorstellbar.
Viele Fragen zum Ursprung des Brezelbrauchs
Zum Ursprung des leckeren Brauchs sind mehrere Geschichten überliefert: Es könnte mit der Fastenzeit zusammenhängen oder mit dem Schulanfang. Damals kamen die Kinder noch zu Ostern zur Schule. Wer zum Schulanfang keine Brezel bekommen hat, soll demnach als Esel beschimpft worden sein. Erzählt wird auch, dass ein Bäckerlehrling ein Brot backen sollte, bei dem drei Mal die Sonne durchscheint - Ergebnis war die Brezel. Auch ist die Brezel seit dem Mittelalter das Symbol der Bäckerzunft.
Alles gar nicht so verkehrt, wie der Theologe und Brauchtumsforscher Manfred Becker-Huberti berichtet. Die süße Brezel war demnach als Gabe zum Schulanfang zu Ostern verbunden mit guten Wünschen, in der Schule nicht zum Esel gemacht zu werden. Denn das passierte bis ins 19. Jahrhundert hinein tatsächlich in Klassenzimmern: Dort gab es eine Art Pranger für aufmüpfige oder allzu unwissende Schüler, die überdies noch Eselsohren aufgesetzt bekamen.
MDR
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Johannes und der Morgenhahn | 14. April 2022 | 06:40 Uhr
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