Tierschutz Rekordjahr für Seebacher Vogelschutzwarte: So viele verletzte Tiere wie noch nie aufgenommen
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In der Vogelschutzwarte Seebach bei Mühlhausen sind 2021 so viele verletzte Tiere wie noch nie abgegeben worden. Die Gründe dafür sind nicht immer ganz eindeutig.
- Neuer Höchststand: Fast 400 zu pflegende Tiere in Seebach
- 40 Prozent der aufgenommenen Tiere können ausgewildert werden
- Zahl der beschlagnahmten Tiere ist rückläufig
In der Vogelschutzwarte Seebach bei Mühlhausen sind 2021 so viele verletzte Tiere wie noch nie abgegeben worden. 378 Pfleglinge bedeutet einen neuen Höchststand, sagte Juliane Balmer, Leiterin der Tierauffang- und Pflegestation. Im Jahr davor sind insgesamt 299 Vögel und andere Tiere zur Wasserburg nach Seebach gebracht worden.
Vogelschutzstation versorgt nicht nur Vögel
Am häufigsten wurden Turmfalken, Mäusebussarde, Eulen und Kleinvögel wie Amsel, Schwalben und Spatzen abgegeben. Aber auch Schwäne, Graureiher, Igel, Zwergfledermäuse und Wildkatzen wurden in der Natur aufgelesen und in die Vogelschutzwarte gebracht.
Seit der Änderung des Naturschutzgesetzes im Jahre 2019 werden in Seebach nicht nur Vögel, sondern auch andere Tiere medizinisch versorgt und wieder aufgepäppelt.
Häufige Einlieferungsgründe: Mehrfachbrüche und Quetschungen
Unter den im Jahr 2021 abgegebenen Pfleglingen waren 348 Vögel in 61 Arten. Das sind 79 mehr als im Jahr 2020. Davor waren es 270 (2019), und 235 (2018). Die Statistik für das Jahr 2021 wird von den Turmfalken (55) angeführt.
Es folgen Mäusebussarde (36), Igel (18), Waldohreulen (14) und Amseln (13) sowie Graureihern (sechs). Aber auch ein Rebhuhn und ein Kranich wurden gebracht.
Viele junge Turmfalken, Mauersegler, junge Eulen oder Krähenvögel waren aus dem Nest gefallen, von den Eltern aus dem Nest geschmissen worden oder zu früh dran gewesen, sagt Juliane Balmer. Die Tiere kämen oft mit Mehrfachbrüchen und Quetschungen. Manche seien auch gegen die Scheiben von Autos und Lkw geprallt. Andere seien von Katzen erbeutet worden.
Gründe für angestiegene Zahlen nicht ganz sicher
Warum die Zahl der Pfleglinge gestiegen ist, darüber lässt sich nur spekulieren, sagt Balmer. Denkbar sei, dass mehr passiere oder die Menschen mehr in der Natur unterwegs und dabei aufmerksamer seien.
40 Prozent der aufgenommenen Tiere in der Vogelschutzwarte können später wieder ausgewildert werden. Zwischen 50 und 60 Prozent sterben allerdings oder müssen eingeschläfert werden. Einige Tiere würden draußen in der Natur nicht überleben; deshalb bleiben sie dauerhaft in der Vogelschutzwarte.
Zahl der Tiere in Dauerpflege wächst
Die Zahl der Dauerpfleglinge hat sich um neun auf 40 erhöht. Darunter sind Rotmilane, Dohlen, Turmfalken, Waldkauze, Eulen, Krähen und Eichelhäher. Die kleinen untergewichtigen Igel bleiben ebenfalls über den Winter in der Warte; sie sammeln noch Energie und sollen im Frühjahr ausgewildert werden.
Weil nur 100 Vögel in der Vogelschutzwarte gleichzeitig Platz haben, sollen die Volieren vergrößert werden. Damit die genesenden Vögel wieder fliegen lernen können.
Telefon klingelt für kranke Vögel
Wenn verletzte Vögel gefunden werden, rufen die Finder oft in der Vogelschutzwarte erst an. Von Juliane Balmer gibt es dann die ersten Fragen und Diagnosen. Sie gibt auch Tipps für den Transport und zum Umgang mit den Findlingen.
Sind die Vögel dann da, erhalten sie eine Aufnahmenummer und es wird eine Patientenakte angelegt. In vielen Fällen folgen eine Vorstellung beim Tierarzt und erste Therapien.
Wer Sachkunde hat, kann helfen
Wer einen Sachkunde-Nachweis bringt, kann sogar einen Antrag auf Dauerpflege seines Findlings stellen. Manchmal melden sich die Finder auch noch mal per Telfon, weil sie wissen wollen, was aus dem jeweiligen Tier geworden ist. Autofahrer haben oft ein schlechtes Gewissen: "Dabei können sie nicht dafür, wenn ein Vogel gegen die Autoscheibe fliegt", sagt Balmer.
Zahl der beschlagnahmten Tiere nimmt ab
Stark rückläufig sind dagegen Beschlagnahmen von illegalen Reptilien und Schlangen. Dieser besondere Bereich der Warte ist im Vorjahr leer geblieben. In den Jahren zuvor gab es in diesem Gebäude bis zu 50 beschlagnahmte Tiere wie Nattern, Bartagaven, Geckos, Landschidkröten und Chameleons.
Zahme Elster trainiert für die Wildnis
Ebenfalls auf die Auswilderung vorbereitet wird eine zahme Elster. Sie wohnt mit einer Krähe in der Voliere und wird auch dadurch auf die Auswilderung vorbereitet.
Die jungen Turmfalken haben farbige Bändchen an den Füßen; damit kann sie das Pflegeteam gut von einander unterscheiden. Die blauen Dohlen gucken noch sehr skeptisch aus der Voliere.
Quelle: MDR
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 08. Januar 2022 | 19:00 Uhr
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