Kaltenwestheim Aus für den Dorfladen: Wie eine Frau als Einkaufshilfe für Senioren einspringt
Hauptinhalt
Kaltenwestheim ist ein hübsches Dorf mitten in der Rhön. Seit Samstag allerdings gibt es dort keine Einkaufsmöglichkeit mehr. Der Dorfkonsum hat für immer geschlossen. Katrin Schwanz möchte für die Älteren im Dorf wenigstens einen kleinen Ersatz bieten. Das Ganze ist aber nicht mehr als eine Übergangslösung.

Es hat frisch geschneit, die Straßen in Kaltenwestheim sind spiegelglatt. Katrin Schwanz lächelt und zuckt mit den Schultern. Sie ist das gewöhnt. Schließlich ist sie in dem Rhöndorf aufgewachsen. Sie steigt in ihr Auto und fährt gemächlich zum Haus von Johanna Cyrus. Die 87-Jährige wartet schon.
Ein Einkaufszettel liegt auf ihrem Küchentisch. Außerdem noch ein gelber Stoffbeutel und zehn Euro. Cyrus braucht Quark, süße Sahne und noch ein paar andere Kleinigkeiten für einen Kuchen. Johanna Cyrus ist auf den Rollator angewiesen. Früher ging sie mindestens einmal in der Woche hoch zum Konsum. "Da hab ich alles bekommen, was ich brauche", sagt sie.
Konsum als Dorftreff
Der kleine Laden aber war noch viel mehr. "Dort hab‘ ich mal ein paar aus dem Dorf getroffen und wir haben uns ein bisschen unterhalten. Das fehlt jetzt", so Cyrus. Dass es gar nichts mehr zum Einkaufen in Kaltenwestheim gibt, kann sie noch gar nicht richtig fassen. Sie war selbst einmal Verkäuferin. "Was hat es im Dorf nicht alles für Läden gegeben", schwärmt sie.
Erst haben die Kneipen zugemacht und dann ein Geschäft nach dem anderen.
Einkaufsservice als Notlösung
Zumindest für die Älteren will Katrin Schwanz für die nächsten drei Monate in die Bresche springen. Immer montags und donnerstags sammelt die 42-Jährige die Einkaufszettel der Senioren ein und fährt für sie einkaufen. Meist geht es dafür ins sechs Kilometer entfernte Kaltensundheim. Dort ist ein kleiner Supermarkt.
Ihre Dienste bietet die junge Frau kostenfrei an. "Die Strecke hält sich ja in Grenzen", sagt sie. Das könne man schon mal investieren.
Katrin Schwanz ist gespannt, wie die Senioren im Dorf ihr Angebot annehmen. Aber auch ihr ist klar: Mehr als eine Übergangslösung ist das nicht.
Tante-Emma-Laden wäre ein Traum
Am schönsten wäre, wenn es wieder einen Tante-Emma-Laden in Kaltenwestheim geben würde. "Mit einer kleinen Poststelle und den allerwichtigsten Waren", so Schwanz. Vielleicht könnte man auch einen kleinen Dorftreff etablieren. Vorerst aber geht es darum, irgendwie eine Lösung zu finden.
Zum Glück haben die meisten Senioren in Kaltenwestheim noch ihre Kinder in der Nähe. Die erledigen häufig die Einkäufe. Wer aber gar niemanden hat, den will Schwanz auch auf das digitale Zeitalter vorbereiten. "Es gibt verschiedene Einkaufs-Apps. Wenn die Senioren wollen, erkläre ich ihnen, wie das mit dem Handy oder dem Tablet funktioniert." Aber so richtig wollen die Älteren da nicht ran. "Nein, für mich ist das nichts", bestätigt Johanna Cyrus.
Dorfladen ohne Zukunft
Herold Wuchert freut sich jetzt erst mal auf seinen Ruhestand. Jahrzehntelang hat er den Dorfladen in Kaltenwestheim betrieben. Einen Nachfolger konnte er nicht finden.
Er räumt noch die letzten übriggebliebenen Waren aus dem Verkaufsraum. Dass es keinen Nachfolger für den Laden gab, findet er schade, aber auch nicht unbedingt überraschend.
In den letzten Jahren sind die Umsätze immer mehr zurückgegangen.
Den Einkaufsservice von Katrin Schwanz findet er gut. "Alles, was den älteren Leuten hier hilft, ist gut." Spannend wird sein, wie die Kaltenwestheimer das Angebot annehmen und was nach drei Monaten sein wird. Denn Schwanz will sich beruflich neu orientieren und dann auch ihr Rhöndorf verlassen.
Quelle: MDR
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Johannes und der Morgenhahn | 30. November 2021 | 06:10 Uhr
Not Found
The requested URL /api/v1/talk/includes/html/3bb0f86d-0db8-4ff9-a1b7-89ede938084c was not found on this server.