MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Dienstags direkt | 25.01.2022 | 20:00 - 23:00 Uhr Zeigt her Eure Handys - Wie wichtig ist Datenschutz 2022?
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Identitätsklau, gefährliche Spam-Mails, geknackte Passwörter, missbrauchte W-LAN-Netze, ausgelesene Handys, leergeräumte Konten oder auch 'einfach nur' verkaufte Daten, deren Telefonnummern in den Callcentern Indiens oder der restlichen Welt landen – Datenschutz wird mit jedem Schritt der Digitalisierung wichtiger. Wo liegen die Gefahren? Wer hat welche Verantwortung und wie viel Einfluss können wir selbst nehmen? Darüber sprechen wir bei "Dienstags direkt".
Wo immer wir hingehen, ist das Smartphone dabei. Besonders in der Pandemie ist es unentbehrlich geworden – ob wir wollen oder nicht. Impfzertifikat, Schnelltest und PCR-Ergebnisse, Kontaktdaten einscannen. Mit Smartphone scheint alles, ohne fast nichts mehr möglich. Die einen tippen jeden Tag bedenkenlos persönliche Daten in ihr Telefon, andere wiederum bleiben skeptisch, wollen eine sichere Kommunikation und nicht in allen ihren Wegen über den Standort nachzuverfolgen sein. Wie wichtig ist der Datenschutz 2022?
Unsere Gäste:
- Erik Tuchtfeld, D64-Zentrum für digitalen Fortschritt
- Stefan Majewsky, Chaos Computer Club
- Dr. Juliane Hundert, Sächsische Datenschutzbeauftragte
- Gregor Peter, Diplom-Informatiker und IT-Sicherheits-Manager "Myra Security GmbH"
Im Interview:
- Benjamin Eyssel, ARD-Korrespondent in Peking
- Stefanie Siegert, Referentin Digitales, Energie & Mobilität, Verbraucherzentrale Sachsen
Während für die einen Datenschutz das langweiligste Thema der Welt ist, sehen die anderen darin nichts Geringeres als die Voraussetzungen für eine lebenswerte Zukunft, Gerechtigkeit, Freiheit und die Demokratie. Die Aufgaben und die Themen werden immer komplexer. Besonders im Umgang mit der Pandemie wurde und wird heftig über den Datenschutz debattiert. Wie sicher sind Corona-Apps? Darf die Polizei Kontaktdaten auslesen – wie es jetzt bei der Luca-App passiert ist? Ist es vertretbar, dass Corona-Kontaktdaten zum Beispiel durch eine Verknüpfung mit Ticket-Reservierungsprogrammen für kommerzielle Zwecke genutzt werden – wie bei der Luca-App erwogen?
Der Datenschutz ist ein Grundrecht. Pandemiebedingt befindet er sich derzeit in der Defensive. Da müssen wir wieder raus.
Für und Wider eines Impfregisters
Die Erfassung von Daten berührt enorm viele Lebensbereiche und ist in der Corona-Pandemie in vielen Fällen umstritten. Ein Beispiel von vielen: die Forderung nach einem nationalen Impfregister, um den Impfstatus der Bevölkerung zu dokumentieren – bislang im Föderalstaat Deutschland unmöglich. Datenschützer halten ein solches Register nicht für ausgeschlossen, verweisen aber gern auf die notwendige Verhältnismäßigkeit.
Der Schutz persönlicher Daten hat in der Informationsgesellschaft zentrale Bedeutung. Er ist aber weder Ausrede noch Entschuldigung für mangelnde Digitalisierung im öffentlichen Bereich.
Während einige Ärzte ein zentrales Impfregister fordern, sprach sich Gesundheitsminister Karl Lauterbach gegen ein bundesweites Impfregister aus. Dies würde sehr viel Zeit in Anspruch nehmen und sei datenschutzrechtlich umstritten, sagte der Minister im Deutschlandfunk. Auch innerhalb seiner Partei - der SPD - ist die Einführung eines Impfregisters umstritten. Sollen beispielsweise die Daten der Einwohnermeldeämter für Impfeinladungen genutzt werden dürfen oder greift das Zusammenführen von Daten auf Bundesebene in die Grundrechte der Bürgerinnen und Bürger ein?
IT-Security ist die Antwort auf eines der dringendsten Probleme unserer Zeit
Angriffe auf Lernplattformen
Wie schwierig Datenschutz im Alltag ist, merken auch Schüler und Schülerinnen. In der durch die Corona-Maßnahmen bedingten häuslichen Lernzeit, häuften sich Angriffe auf Lernplattformen in Sachsen – und auch in vielen anderen Bundesländern. Ist der Bildungssektor fit für die Digitalisierung? Wie viel Datenschutz müssen Schulen gewährleisten? Und wie viel sollten Schüler über Datenschutz wissen, um sich und ihre Daten zu schützen?
Als Land voller Innovationskraft, aber auch mit der Erfahrung vergangener Diktaturen, haben wir Deutschen die besondere Chance, Digitalisierung und Privatsphäre zusammen zu denken.
Autonomie gegenüber dem Staat
Viele Menschen sagen: "Ich habe nichts zu verbergen". Doch ist es immer absehbar, was mit den Daten passiert? Wohin gelangen sie, in wessen Hände? Was passiert beispielsweise, wenn die Daten verknüpft werden? Hypothetisch: Was bedeutet es für den Einzelnen, wenn zum Beispiel Informationen über das Einkaufsverhalten und den Alkoholkonsum bei Versicherungsdienstleistern landen. Wie wichtig ist es für Privatpersonen, aber auch für Abgeordneten in den Bundes- und Länder-Parlamenten oder zivilgesellschaftliche Akteure, dass sie nicht kontrolliert oder in irgendeiner Weise getrackt werden?
Wie gelingt die Balance zwischen Freiheit und Schutz im Netz? Wo liegen die großen Herausforderungen im Datenschutz? Darüber sprechen wir bei "Dienstags direkt".
Moderation: Sina Peschke
Redaktionsmitarbeit: Katrin Tominski
Redaktionsleitung: Ines Meinhardt
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN | Dienstags direkt | 21. Januar 2022 | 20:00 Uhr