Fußball | Bundesliga "Die Liga war definitiv eine Nummer zu groß" – Trainerin Anne Pochert über den Abstieg von Carl Zeiss Jena
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Dass die Bundesliga für den FC Carl Zeiss Jena eine enorme Herausforderung sein würde, war bereits vor Saisonbeginn klar. Drei Spiele vor dem Ende der Spielzeit steht aber fest, dass sie definitiv eine Nummer zu groß war. Das sieht auch Cheftrainerin Anne Pochert so. Im Interview mit "Sport im Osten" zieht sie einen Strich unter die Premierensaison, die oft ernüchternd, aber insgesamt lehrreich war und erinnert an das Bekenntnis des Vereins zum Frauenfußball.

"Sport im Osten": Auch wenn noch drei Spiele zu absolvieren sind, wie lautet Ihr bisheriges Saisonfazit?
Anne Pochert: "Die Ziele, die wir uns gesetzt haben, vor allem den Klassenerhalt, haben wir nicht erreicht. Das ist Fakt. Wir wussten aber auch, dass es mit der jungen und unerfahrenen Mannschaft sehr schwer wird. Individuell konnten sich die Spielerinnen aber weiterentwickeln und haben in vielen Bereichen einen riesigen Schritt nach vorn gemacht."
Ist die Bundesliga aktuell eine Nummer zu groß?
"Das ist definitiv so. Die Liga war eine Nummer zu groß, wenn ich etwas anderes sagen würde, wäre das gelogen."
Ihr Verein hat keine Bundesliga-Lizenz für die kommende Saison beantragt. Warum nicht?
"Die genauen Gründe kenne ich nicht. Es wurde mit der sportlichen Seite begründet, also dass es bei unserem Restprogramm sehr schwer sein würde, die Klasse zu halten. Der Fokus liegt bereits auf der 2. Bundesliga, auf die wir uns bestmöglich vorbereiten wollen."
Wir waren doch schon deutlich weg vom Rest der Liga. Das muss man ehrlicherweise sagen. Es gab Spiele, in denen wir auf Augenhöhe waren, aber am Ende waren wir ziemlich unterlegen.
Theoretisch ist der sportliche Klassenerhalt ja noch möglich.
"Wir waren doch schon deutlich weg vom Rest der Liga. Das muss man ehrlicherweise sagen. Es gab Spiele, in denen wir auf Augenhöhe waren, aber am Ende waren wir ziemlich unterlegen. Nur ein Träumer würde davon ausgehen, dass wir in den verbleibenden Spielen, gegen absolute Spitzenteams, die Klasse sportlich noch halten können."
Ein Saisonsieg und acht erzielte Tore stehen zu Buche. Welche Ziele gibt es noch?
"Wir haben uns die Teilnahme an der Liga erarbeitet und haben uns das verdient. Wir dürfen jetzt zum Beispiel noch die Spiele gegen die Champions-League-Teams Bayern und Wolfsburg genießen. Das sind Teams, die viel Qualität mitbringen und gegen sie anzutreten, genießen wir. Wir wollen uns gegen die Teams aber auch steigern und mehr Torchancen erarbeiten. Wir können das und daran werde ich die Mannschaft erinnern. Das Team ist zwar sehr jung, aber für die verbleibenden Spiele sind Mentalität und Mut gefragt - und das verlangen wir auch. Wir wollen uns vor den großen Namen nicht verstecken."
Es ist viel Demut und Ehrfurcht dabei gewesen, aber auch eine riesige Chance, uns auf einer großen Bühne zu zeigen. Das kann uns keiner mehr nehmen.
Was nehmen Sie Positives aus der Saison mit?
"Für mich und für die Mannschaft ist es das erste Mal Bundesliga. Es ist viel Demut und Ehrfurcht dabei gewesen, aber auch eine riesige Chance, uns auf einer großen Bühne zu zeigen. Das kann uns keiner mehr nehmen. Die Mannschaft ist blutjung und hatte kaum Erfahrung. Die Mittel sind begrenzt und wir hatten keine Möglichkeiten, Verstärkungen zu holen.
Ich wollte den Aufstiegsspielerinnen aber auch die Chance geben, in der Bundesliga zu spielen. Und wir haben gesehen: Wenn man an die Leistungsgrenze geht, können wir uns auch wehren und eine gute Rolle spielen. Wir wissen jetzt, wie hoch die Qualität ist und was nötig ist, um dieses Niveau zu erreichen. Das wird uns weiterbringen."
Wie geht’s persönlich für Sie weiter?
"Ich mache mir darüber keine Gedanken, weil ich gerade ganz viel Zeit in die Mannschaft und in die Planung investiere. Man ist hier beim Frauen-Fußball auch Zeugwartin, Kaderplanerin und sportliche Leiterin. Da bleibt kaum Zeit, sich mit anderen Dingen zu beschäftigen. Ich bin auch nicht die wichtigste Personalie im Verein. Da geht es vielmehr um die Spielerinnen und den Verein als Ganzes."
Das Budget wird hin und her gewälzt, aber es gibt ein klares Bekenntnis vom Verein zum Frauenfußball.
Wackelt das Frauen-Team von Carl Zeiss Jena durch den Abstieg?
"Das wird aktuell alles unter die Lupe genommen. Das Budget wird hin und her gewälzt. Aber es gibt ein klares Bekenntnis vom Verein zum Frauenfußball. Am Ende ist es aber eine Geldfrage. In der 2. Bundesliga sind die Einnahmen bei in etwa gleichbleibenden Kosten deutlich geringer."
Vielen Dank für das Interview.
Die Fragen stellte Torsten Schwenke
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Sport im Osten | 23. April 2022 | 16:00 Uhr
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