Fußball | Bundesliga RB Leipzig vergeigt den Saisonstart – Tedesco weist Kritik von sich
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Mit nur zwei Punkten aus den ersten drei Bundesliga-Partien hat RB Leipzig einen klassischen Fehlstart in die Saison hingelegt. Die 1:2-Niederlage bei Union Berlin setzt auch Trainer Domenico Tedesco unter Druck, der seinen Matchplan aber vehement verteidigt. Das Binnenklima scheint dennoch angekratzt.
"Im Endeffekt ist es ein beschissener Start." Das, was RB Leipzigs Geschäftsführer Oliver Mintzlaff unter der Woche bereits ausgesprochen hatte, unterstrich Timo Werner nur wenige Minuten nach der 1:2-Niederlage gegen Union Berlin noch einmal deutlich. Dabei ärgerte sich der erst vor kurzem nach Leipzig zurückgekehrte Nationalspieler nicht nur über die knifflige, nicht zu seinen Gunsten gepfiffene Strafraumszene in der Anfangsphase, als ihn Union-Kapitän Christopher Trimmel zu Fall brachte.
"Ich will ja nicht sagen, dass harte Zeiten auf uns zukommen, aber ich glaube, wir müssen dringend mal ein Spiel gewinnen, sonst wird es wirklich sehr dunkel". Schon bei den Unentschieden beim VfB Stuttgart und daheim gegen den 1. FC Köln hätte sein Team drei Punkte holen müssen. So steht der mit großen Erwartungen in die Saison gestartete DFB-Pokalsieger nach drei Spieltagen erst mit zwei Punkten da – und "das ist wahrscheinlich nicht genug", konstatierte Werner.
Union kontert RB eiskalt aus
Gegen Union Berlin wurde RB in den ersten 20 Minuten zweimal nach allen Regeln der Kunst ausgekontert. In beiden Szenen brauchten die Köpenicker vom Ballgewinn bis zum Abschluss nicht mehr als 13 Sekunden. Dabei hatte Tedesco vor der Partie noch gewarnt, "keine Pässe in die rote Zone" zu spielen. Sein Matchplan wurde so – nach eigener Ansicht – früh ad absurdum geführt.
Das System oder der Matchplan war nicht das Problem, sondern die Einhaltung des Matchplans.
"In den ersten 20 Minuten sind wir völlig unnötig ins Straucheln gekommen. Wir hatten die Kontrolle und den Ballbesitz", sagte der enttäuschte Tedesco im Anschluss auf der Pressekonferenz. In der Halbzeit habe er seiner Mannschaft die Schlüsselszenen gezeigt. Deshalb habe es auch keinen Grund gegeben, etwas an der spielerischen Grundausrichtung zu ändern. "Das System oder der Matchplan war nicht das Problem, sondern die Einhaltung des Matchplans", verdeutlichte Tedesco.
Ballbesitz gewinnt keine Spiele
Um dem aggressiven Mittelfeldpressing und blitzschnellem Umschaltspiel der Berliner entgegenzuwirken, wollte man die eigenen "effektiven Ballbesitzphasen extrem nach oben schrauben", erläuterte Tedesco. Bei den Gegentoren habe man die Bälle jedoch "total unnötig und ohne Druck hergeschenkt. Das war fatal."
Dem 36-jährigen Übungsleiter dürfte besonders der Blick auf die nackten Zahlen bitter aufstoßen. 16 Torschüsse gab RB in 90 Minuten ab. Union nur neun. Hinzu kommen mehr als doppelt so viele gespielte Pässe (705/249), ein Eckenverhältnis von 13:1 und 74 Prozent Ballbesitz zugunsten der Leipziger. Der feine, aber gewaltige Unterschied an diesem Abend: Union nutzte seine Chancen.
Mintzlaffs Kabinenbesuch sorgt für Irritationen
Auch wenn laut Kapitän Willi Orban "keiner verzweifelt in der Kabine" saß, sind die Resultate alles andere als "zufriedenstellend". Nebenbei belasten Störgeräusche das Binnenklima. Mintzlaffs deutliche Worte ("beschissener Saisonstart") muss in erster Linie Tedesco auf seine Kappe nehmen. Da passte es ins Bild, dass der Trainer nach Abpfiff mit einen Kabinenbesuch des Geschäftsführers unter der Woche konfrontiert wurde, von dem Orban berichtet hatte. Davon wusste Tedesco offenbar nichts. Erst im Nachhinein stellte sich heraus, dass Mintzlaff nicht in der Kabine war, sondern lediglich im Profitrakt der Akademie mit einigen Spielern gesprochen hatte.
Mintzlaffs zuletzt öffentlich ausgeübter Druck dürften an Tedesco dennoch nicht spurlos vorbeigegangen sein. Nicht umsonst stellte der Leipziger Übungsleiter zum wiederholten Male klar, dass es keine Probleme zwischen ihm und der Führungsetage gebe. "Ich wurde in allen Interviews danach befragt; es ist bei uns kein Thema. Wir versuchen, fokussiert zu arbeiten. Das schaffen wir auch nächste Woche", beteuerte Tedesco. Dann empfängt seine Mannschaft die ebenfalls noch sieglosen Wolfsburger im heimischen Stadion. Noch ein Dämpfer würde den bereits vorhandenen Druck zweifelsohne erhöhen – und Tedescos durch den ersten Titel der Vereinsgeschichte erspielten Kredit weiter aufbrauchen.
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jsc
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Sport im Osten | 21. August 2022 | 15:45 Uhr
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