Pflanzen natürlich schützen Was hilft gegen Blattläuse? Die Schädlinge erkennen und bekämpfen
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Auch wenn Blattläuse in Massen an Gehölzen, Kräutern und Gemüsepflanzen auftreten, ist das kein Grund zur Panik. Meist haben Nützlinge das Problem in nur wenigen Wochen beseitigt. Gärtnerin Brigitte Goss rät deshalb, Geduld zu haben. Auch vorbeugend hilft es, Pflanzen zu stärken und zum Beispiel an einen luftigen Platz zu setzen.
Wie erkenne ich einen Befall mit Blattläusen?
Blattläuse treten im Freien besonders im Frühling und Frühsommer auf. Das ist ganz normal und nicht besorgniserregend, wie Gärtnerin Brigitte Goss berichtet.
Die Blattläuse saugen den süßen Pflanzensaft vor allem aus weichen Pflanzenteilen. Dabei verursachen sie verkrümmte Triebspitzen, eingerollte Blätter und auch Pflanzenkrankheiten, da die Läuse Viren übertragen können. In der Nähe der Blattläuse sind häufig auch Ameisen unterwegs. Sie melken die süßen Ausscheidungen der Blattläuse und verteidigen sie auch gegen Nützlinge. Später im Jahr erkennt man den Blattlausbefall auch an der klebrigen Umgebung und den Rußtaupilzen, die wegen der zuckerhaltigen Ausscheidungen auf den Pflanzen zurückbleiben. Blattläuse treten oft in großen Mengen auf. Sie gebären lebend und können so in kurzer Zeit sehr viele Nachkommen zeugen.
Häufige Blattlaus-Arten in unseren Gärten
Es gibt in Mitteleuropa etwa 850 unterschiedliche Blattlausarten mit ganz unterschiedlichen Vorlieben.
- Schwarze Bohnenlaus: Bohnen, Kartoffeln (im Winter: Schneeball, Pfaffenhütchen)
- Grüne Pfirsichblattlaus: Pflaume, Mirabelle
- Große Rosenblattlaus: Rosen, Apfel, Birne, Erdbeere
- Grüne/mehlige Apfelblattlaus: Apfel, Birne
Wie Blattläusen vorbeugen?
- Pflanzen nicht überdüngen, aber auch nicht unterversorgen.
- Blattläuse lieben warme, geschützte Standorte, luftige Plätze meiden sie.
- Früher setzte man bei Obstbäumen auf Austriebsspritzungen, doch damit schädigt man auch die Nützlingspopulationen.
Was tun bei Blattlausbefall?
- Etwa 14 Tage nach dem Blattlausbefall sollten sich Nützlinge einstellen, also erst einmal etwas Geduld haben.
- Erste echte Maßnahme ist, die Pflanze mit einem scharfen Wasserstrahl abzuspülen.
- Stark geschädigte Triebspitzen können Sie zurückschneiden und entsorgen.
- Pflanzen zum Beispiel mit Brennnesseljauche stärken. Brennnesseln drei, höchstens vier Tage einweichen und dann in einer Konzentration von 1:50 mit Wasser verdünnt spritzen. Die Behandlung der Pflanzen sollte mehrmals wiederholt werden.
Wenn den Pflanzen das Umfeld für die Zuwanderung durch Nützlinge fehlt und der Befall doch sehr groß ist, kann man auf ökologisch vertretbare Insektizide zurückgreifen, sagt Gartenfachberaterin Brigitte Goss. Sie rät, die Mittel trotzdem nur im Notfall einzusetzen. Diese Substanzen basieren auf Fettsäuren und Kaliumsalzen. Auch Neem- und Rapsölprodukte sind zugelassen.
Doch auch bei der Anwendung zugelassener Mittel könne es zu einer Schädigung der Nützlingspopulation kommen, warnt Brigitte Goss. Das Besprühen der Pflanzen könnte auch Nutzinsekten wie Wildbienen negativ beeinflussen. Vieles, zum Beispiel auch das Zusammenspiel mit anderen Substanzen, ist noch gar nicht erforscht. Deshalb rät Brigitte Goss, die Produkte nicht in die Blüten zu spritzen und am besten erst am Abend nach dem "Flugbetrieb" einzusetzen.
Nützlinge fördern - die Gegenspieler der Blattläuse
Es gibt zahlreiche Nützlinge, auf deren Speiseplan Blattläuse ganz oben stehen: Marienkäfer und ihre Larven, Florfliegenlarven, Gallmückenlarven, Schlupfwespenlarven, Schwebfliegenlarven, Grabwespen, Grünes Heupferd, Ohrwurm, Laufkäfer, Raubwanzen, Meisen und andere Vögel. Sie alle unterstützt man, indem man ihnen einen natürlichen Lebensraum zur Verfügung stellt, in dem sie sich wohlfühlen, Nahrung finden und sich verstecken können.
So schaffen Sie Lebensraum für Nützlinge
- Marienkäfer und ihre Larven: Laub zum Überwintern auf den Beeten liegen lassen
- Florfliegenlarven: Rote Florfliegenkästen im Garten zum Überwintern aufhängen
- Gallmückenlarven: Pestizidfreie, natürliche Umgebung
- Schlupfwespenlarven: Pestizidfreie, natürliche Umgebung
- Schwebfliegenlarven: Florfliegen mit gelben Blüten wie Ringelblumen in den Garten locken
- Grabwespen: Viele naturbelassene, ungestörte Bereiche im Garten schaffen
- Großes Grünes Heupferd: Bodenbereiche nicht stören, wiesenartige Bereiche im Garten anlegen
- Ohrwurm: Bambusbündel in Bäumen als Schlafplätze aufhängen
- Laufkäfer: Ungestörte, naturbelassene Gartenbereiche mit Bodenverstecken
- Raubwanzen: Pestizidfreie, natürliche Umgebung mit Sträuchern und Bäumen
- Meisen und andere Vögel: Nistmöglichkeiten, Wasserstellen
Literatur-Tipps
Erfolgreich Gärtnern ohne Gift
Von Brigitte Goss
144 Seiten mit vielen Fotos
LV Buch
ISBN: 978-3-7843-5492-7
Für natürliches Gärtnern ohne Gift plädiert unsere langjährige MDR-Gartenexpertin Brigitte Goss schon lange. In einem Buch hat sie ihre Erfahrungen zusammengefasst.
MDR Garten
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Radiogarten | 11. Juni 2022 | 09:40 Uhr