MDR MUSIKSOMMER Vokalkunst aus Leipzig: Wie Klassik und Jazz-Pop sich verbinden
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Die menschliche Stimme ist unglaublich wandlungsfähig – und damit für die unterschiedlichsten musikalischen Genres geeignet. Der MDR-Musiksommer wagt nun ein besonderes Experiment und bringt zwei herausragende Vokalensembles aus zwei völlig unterschiedlichen Bereichen zusammen: "Quintense" und "Nobiles". Beide kommen aus der Vokal-Hauptstadt Leipzig und beide treten erstmals zusammen auf. In ihrem Programm verbinden und ergänzen sich Klassik, Jazz und Pop.

"Seit der Existenz von Quintense begegnen wir uns immer und immer wieder bei verschiedenen Wettbewerben – in Graz oder in Finnland", erzählt Lukas Lomtscher, der bei Nobiles die Bassstimme singt. "Wir feuern uns da gern auch gegenseitig an und sind davon immer begeistert." Auch die Sopranistin Sabrina Heckel vom Ensemble Quintense liebt die Idee hinter dem Konzert: "Dass wir jetzt zusammen auf der Bühne stehen können, freut uns total."
Brücken zwischen Klassik und Pop
Die Vorbereitungen für die beiden Konzerte beim MDR-Musiksommer dauerten laut Nobiles-Altus Paul Heller über ein Jahr: "Wir haben uns damals in mehreren Meetings zusammengesetzt und erstmal Repertoire abgeglichen, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wo Brücken geschlagen werden können. Dann haben sich relativ schnell Stücke gefunden, die sich sehr gut kombinieren lassen, die sich verschränken."
Das Ziel für dieses Konzert sei nicht gewesen, dass "jeder seins macht", sondern ein Crossover im besten Sinne: Klassik, Jazz und Pop verschmelzen miteinander, aber ohne dass beide Ensembles ihre individuellen Identitäten verleugnen: Das Stück "In stiller Nacht" von Johannes Brahms aus dem Programm von Nobiles steht beispielsweise direkt neben dem "Nacht(lied)" von Quintense.
Schwieriges Zusammenfinden in Leipzig
Das Zusammenfinden von Quintense und Nobiles war nicht leicht, aber es funktionierte letztendlich doch recht gut. "Wir haben schon zusammen geschwitzt", sagt Lukas Lomtscher von Nobiles. "Es geht schon damit los, dass wir unterschiedliche Probenkulturen haben." So habe Nobiles eine klare Struktur mit wechselndem Leiter, während die anderen nach dem Motto verfahren: "Wir singen jetzt los und dann gucken wir mal. Da einen Weg zu finden, dass man zusammenarbeiten kann, ist immer erstmal spannend. Aber das sind die ersten fünf Minuten und dann weiß jeder, wie es läuft."
"Wir haben hier in Leipzig einen ganz tollen Probenraum", ergänzt Sabrina Heckel von Quintense, "Wir waren da mit dieser riesigen Gruppe drin und das war ganz schön gewaltig." Die Sänger von Nobiles mussten in ganz anderem Sinne mit dem Freiraum umgehen lernen: Im Pop-Segment wird schneller mal vom Bestehenden abgewichen, "was vollkommen in Ordnung ist", meint Paul Heller. "Da müssen wir als Klassiker uns dann darauf einlassen und uns da einspielen, einsingen."
A-cappella Fusion, eine übergreifende Klangreise quer durch die Epochen und Stile, mit mittelalterlichen Gesängen, Madrigalen, Jazz und Popsongs und mit Improvisation – das Programm, das die Ensembles Nobiles und Quintense für den MDR-Musiksommer entwickelt haben, sei eigentlich zu schade für nur zwei Konzerte, meint Sabrina Heckel und hofft auf eine gemeinsame Tournee beider Ensembles – vielleicht im kommenden Jahr.
Weitere Informationen
In zwei A cappella Sessions treffen die Ensembles Nobiles und Quintense aufeinander
Am 3. Juli, 17 Uhr in der Marienkirche in Salzwedel
Am 9. Juli, 17 Uhr in der Ulrichskirche in Sangerhausen
Dieses Thema im Programm: MDR KLASSIK | MDR KLASSIK am Morgen | 01. Juli 2022 | 07:10 Uhr