Totensonntag So funktioniert nachhaltige Grabpflege
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Grabpflege empfinden viele als selbstverständlich, aber auch aufwendig. Man möchte seinen verstorbenen Lieben eine schöne letzte Ruhestätte geben. Dazu gehört jedoch auch häufiges Unkrautzupfen und Erneuern des Grabschmucks. Zwei Experten geben nachhaltige Tipps für eine unkompliziertere Pflege.

- Friedhöfe bieten vielfältige Lebensräume inmitten von Städten.
- Besonders flachwachsende Pflanzen sind gut für eine einfache Grabpflege und die Umwelt.
- Gestecke für Grabstein oder -platte können mit ein paar einfachen Handgriffen auch selbstgemacht werden.
Eigentlich liege es auf der Hand, sagt Antje Osterland vom Leipziger Umweltverband Ökolöwe: Friedhöfe sind ökologisch wertvolle Anlagen. "Das sind ja oft riesige Grünflächen, inmitten unserer versiegelten, zubetonierten Städte. Und eigentlich ist hier ziemlich viel Leben drin, auf dem Friedhof. Gerade Insekten können hier viel Nahrung finden. Aber auch andere Tiere finden hier Lebensraum und Unterschlüpfe, Nistmöglichkeiten." Und jeder, der ein Grab bepflanzt, kann dafür mit wenig Aufwand einen kleinen Beitrag leisten.
Wie einfach das geht, erklärt Friedhofsgärtner Andreas Mäsing vom Verein zur Förderung der deutschen Friedhofskultur an einem hübsch bepflanzten Grab. "Hier zum Beispiel haben wir jetzt den Cotoneaster, ein klassischer Bodendecker." Wenn er blüht, gleiche er einer Bienenweide, sagt der Gärtner. "Kleine weiße, süßlich duftende Blüten. Eine wirklich Bienenweide, eine Freude. Und die Beeren, die man jetzt im Herbst und Winter sieht, werden gerne von Vögeln und anderem Kleingetier gefressen."
Bodendecker-Pflanzen als ökologischer Schlüssel
Tatsächlich sind solche Bodendecker-Pflanzen der Schlüssel zu einem möglichst pflegeleichten, aber trotzdem ökologisch wertvollen Grab. Kombiniert werden sie dann meist noch mit ein paar passenden einheimischen Stauden, also mehrjährigen Blumen. Anschließend muss das Grab möglichst eng bepflanzt werden, erklärt Mäsing.
"Jede Stelle, die nackt ist, wird von der Natur sofort zurückerobert. Das ist dann das Unkraut, was wir nicht so gerne sehen. Und damit mache ich mir unnötig Arbeit." Durch dichtes Pflanzen der ausgewählten Stücke würden diese so flächig zuwachsen und man habe kaum Arbeit, rät der Experte.
Schotter fördert Unkraut
Dass manche Menschen inzwischen lieber Schotter oder Kieselsteine auf die Grabfläche schütten, kann Gärtner Mäsing nicht verstehen. Denn wirklich pflegeleicht sei das auch nicht. "Es fliegt ja ständig Staub durch die Gegend. Der sammelt sich in den Steinen." Und im Staub und Sand wächst dann eben doch wieder Unkraut.
Wer auf dem Friedhof nachhaltig gärtnern möchte, sollte außerdem versuchen, Plastik und Plastikmüll möglichst zu vermeiden, rät Antje Osterland vom Ökolöwen. "Oft liegen Gestecke auf den Gräbern, die voller Kunststoff sind." Gerade besonders günstige Gestecke aus dem Sonderangebot seien oft sogar auf Styroporblöcke steckt. "Das ist natürlich ganz fatal, weil das ja auch schnell porös wird und dann kleinteilig im Grab landet."
Grabschmuck einfach selbst machen
Dabei lassen sich hübsche Gestecke mit ein paar Zweigen selbst machen. "Mit den Dingen, die man auch so findet: Jetzt liegen viele Zapfen herum oder die Blüten der Lampionblume, Kadenköpfe. Also ich denke, da kann man einfach auch selber sich ein wenig umschauen und schöne Dinge finden, die sowieso schon da sind.“
Zum Binden wird am besten dünner Eisendraht ohne Kunststoff-Ummantelung benutzt. Damit können die Gestecke nach Gebrauch im Zweifelsfall sogar komplett auf den Komposthaufen.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 20. November 2021 | 06:00 Uhr