Leerstand Ein Schandfleck im Dorf
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Brach liegende Grundstücke mit verfallenden Gebäuden sind im Straßenbild einer Kommune ein Problem. Vor allem, wenn es um Immobilien geht, bei denen Eigentumsverhältnisse ungeklärt sind. Auch kleine Dörfer und Gemeinden kämpfen da mit Problemen, erklärt der Städte- und Gemeindebund. So wie der 180-Einwohner-Ort Scheuder, ein Ortsteil der Stadt Südliches Anhalt im Landkreis Anhalt-Bitterfeld.

Scheuder liegt auf halbem Weg zwischen Dessau und Köthen. Ein schönes Dörfchen im Grünen mit altem Kopfsteinpflaster. Mitten im Ort allerdings gibt es einen großen Schandfleck. Die ehemalige Domäne, ein riesiger leer stehender Hof, der nach und nach verfällt. Cornelia Horn lebt unweit der einstigen Domäne.
Hier gab es alles: Kuhställe, Pferdestelle, eine alte Brennerei, die Schule – der ganze Ort hat hier gearbeitet.
Nach der Wende hat ein Privatmann das Gehöft gekauft. Für einen "schmalen Taler", erzählt Cornelia Horn weiter. Dann habe der Mann alles aus den Ställen geholt, was sich noch zu Geld machen ließ und sei verschwunden. Die Geräte vom Stellmacher etwa.
Niemand sorgt sich um das Ensemble
Seit 30 Jahren kümmert sich nun niemand mehr um das Gelände. Einzig der Landkreis habe Sicherheitsleistungen in Auftrag gegeben, als das Dach einer Scheune direkt an der Straße einzustürzen drohte. Ein riesiges grünes Netz sichert seit dem herabfallende Teile. Der Name des Mannes sei bekannt, man wisse, wo der wohne, aber könne nichts unternehmen, so die Frau aus Scheuder.
Ein ähnliches Problem gibt es gleich eine Straße weiter. In den weißen Gebäuden, teilweise schon ohne Dach, waren mal der Konsum und ein Arzt untergebracht. Beides ist längst weg und die Eigentümerin der Häuser ist in Kanada.
Eigentümer kümmern sich nicht
Junge Leute würden das Grundstück gern kaufen und ausbauen, doch die Besitzerin ist nicht erreichbar. Am Ortsrand schließlich findet sich ein großes verwildertes Grundstück mit Eigenheim und Segeljacht davor. Die Anwohnerin Claudia Horn nennt den Eigentümer einen "Millionenbetrüger", der sich in die Türkei abgesetzt haben soll. Auch dieses Gebäude verfalle, ohne dass jemand etwas dagegen tun könne.
Cornelia Horn wünscht sich Unterstützung, vor allem von politischer Seite. So sollte die Landesregierung schauen, was man an der Gesetzgebung ändern könnte. Man habe keine Handhabe, wenn die Leute sich nicht kümmern, so Cornelia Horn. Eigentümer müssten zur Verantwortung gezogen werden können. Da müsste von rechtlicher Seite mehr getan werden, so die Frau aus Scheuder.
Behörden können erst bei Gefahr im Verzug eingreifen
Auch dem Städte- und Gemeindebund sind die Probleme mit dem Leerstand in vielen Orten bekannt. Betroffen sind demnach vor allem Immobilien, die in den 90er-Jahren an Investoren verkauft wurden und nun wohl auf Wertsteigerung warten. Genaue Zahlen habe man nicht, sagt Bernward Küper, aber Beispiele gäbe es in nahezu allen Orten. Enteignung geht aber nicht, stellt er klar, denn Eigentum sei in der Bundesrepublik hoch geschützt.
Erst wenn Gefahr im Verzug sei oder Ordnung und Sicherheit nicht mehr gewährleistet seien, könnten Städte und Landkreise eingreifen. Dann geht es aber meist nur um Sicherung und Instandsetzung, oft verbunden mit immensen Kosten. Die Schandflecke, wie in Scheuder, Naumburg oder Zeitz, die bleiben trotzdem.
MDR (Susanne Reh, Hannes Leonard)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 23. Mai 2022 | 13:10 Uhr
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