Kein Geld Integrationsprojekte für Migranten in Chemnitz stehen auf der Kippe
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Migrantinnen und Migranten sollen besseren und schnelleren Zugang zu Ausbildung und Arbeitsmarkt erhalten, heißt es von der Bundesregierung. In Chemnitz bangen zur gleichen Zeit zwei Integrationsprojekte um ihre Existenz, weil die Förderung ausgelaufen ist.

Zwei Projekte, die sich in Chemnitz mit der Integration von Migrantinnen und Migranten befassen, sind von der Schließung bedroht. Die Sächsische Aufbaubank, die die beiden Projekte bis zum Dezember 2022 finanziert hatte, zieht ihre Unterstützung zurück. Nun ist die Beratung der ausländischen Mitbürger in Chemnitz in Gefahr.
Integrationsbedarf bei EU-Bürgern aus Osteuropa
Natalie Nikolova betreut als Projektleiterin die "CommEUnity". Bei diesem Projekt waren im vergangenen Jahr hauptsächlich aus Osteuropa stammende EU-Bürger unterstützt worden, sagt die gebürtige Bulgarin. "Unser Ziel ist es, Kontakte aufzubauen und die EU-Bürgerinnen und -bürger bei der Community-Bildung zu unterstützen." Obwohl die Einreise und der Aufenthalt durch das Freizügigkeitsgesetz erleichtert worden seien, arbeiteten gerade EU-Bürger in prekären Arbeitsverhältnissen. "Sie sind aufgrund von Unwissenheit und Machtstrukturen oftmals schutzlos dem Arbeitgeber ausgeliefert." Andere Probleme seien Wohnungslosigkeit, Alkoholismus und Schulden. Sie habe vor allem von Behörden und Schulen immer wieder erfahren, dass für Menschen aus der EU ebenfalls Integrationsbedarf bestehe.
Lamara hilft Frauen mit Migrationsgeschichte
Auf der Internetseite des Projektes "Lamara" wird darauf hingewiesen, dass die Finanzierung nicht sichergestellt ist und sich die Mitarbeiterinnen darum kümmern, dass sich das ändert. Emiely Grupert berät seit September 2021 Frauen mit Migrationsgeschichte zu Fragen zu Familie, Arbeit und Sozialleistungen. Auch für diese Anlaufstelle hat die Sächsische Aufbaubank die Projekt-Förderung nach nur fünf Monaten eingestellt.
Emiely Grupert ärgert sich darüber: "Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Zielgruppe eine ist, die sehr viel Sicherheit und Beständigkeit braucht. Da ist es sehr ärgerlich, wenn man das geschafft hat, sich da zu etablieren." Eine ihrer Klientinnen habe erzählt, dass das Angebot in einer WhatsApp-Gruppe mit mehr als 100 arabischen Frauen aus Chemnitz verbreitet worden sei. "Das heißt, dass das Projekt jetzt schon bekannt ist."
Es ist für beide Seiten frustrierend: Für die Frauen, die sich nicht wertgeschätzt fühlen und für die Sozialarbeiterin, die gefühlt auf jedem Stadtteiltreffen für ihr Projekt geworben hat.
Bitte um kommunale Förderung
In einem offenen Brief an die Chemnitzer Stadträte haben die Projektverantwortlichen jetzt um kommunale Förderung für das laufende Jahr geworben. Ab nächstem Jahr versuchen die beiden Frauen, ihre Projekte über den europäischen Sozialfond fördern zu lassen.
Quelle: MDR/tfr/mdc
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN | Regionalreport aus dem Studio Chemnitz | 13. Januar 2022 | 16:30 Uhr