Prost 140 Jahre alter Nordhäuser Korn in Zeitkapsel gefunden
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In der Zeitkapsel eines Turmknopfes in Frankfurt am Main haben Arbeiter ein Fläschchen mit einem 140 Jahre alten Nordhäuser Korn gefunden. Die Erbauer des Turms im Jahr 1880 hatten in einem Begleitbrief geschrieben, wer irgendwann ihren Namen lese, solle mit "dem Nordhäuser" auf ihr Wohl trinken.

Die Sanierung von Kirchtürmen ist fast immer mit Überraschungen verbunden. So auch bei der Sanierung der Dreikönigskirche in Frankfurt-Sachsenhausen. Im Turmknopf fanden die Arbeiter im vergangenen Jahr nicht nur Dokumente, sondern auch ein kleines Fläschchen mit einer merkwürdigen gold-gelben Flüssigkeit. Trinken oder nur daran riechen wollte zunächst niemand.
Begleitbrief mit Handlungsanweisung
Die Frankfurter Historikerin Ulrike Schubert fand aber schon beim Entschlüsseln des beigelegten Dokuments einen Hinweis. Die neun Arbeiter, die 1880 das Fläschchen und die Papiere in die Zeitkapsel gelegt hatten, schrieben dort: "Sollten nach Reihen von Jahren unsere Namen gelesen werden, so trinke man einen Schluck Nordhäuser auf unser Wohl, und sollten auch unsre Körper schon unter der Erde liegen."
Beschaffenheit gibt Rätsel auf
Wie Thomas Müller, der Chef der Nordhäuser Traditionsbrennerei, MDR THÜRINGEN sagte, sei er erfreut und überrascht gewesen, als er von dem Fund hörte. War doch die älteste Flasche im Regal der Nordhäuser Traditionsbrennerei aus dem Jahr 1895, also 15 Jahre jünger.
Die Frankfurter waren erst skeptisch, berichtet Müller, kannten sie den Nordhäuser Korn doch bisher als klare Flüssigkeit. Sie vermuteten eher Äppelwoi oder Wasser des Main in dem mit einem Glasstopfen verschlossenen Behälter. Eine Untersuchung der Flasche ergab außerdem, dass es sich um eine Parfumflasche der Frankfurter Parfümerie Luccius & Ducca handelte.
Spektralanalyse und Fachmann geben Aufschluss
Da man eine Öffnung der Flasche vermeiden wollte, beauftragte die Historikerin ein Labor der Frankfurter Feuerwehr mit einer Spektralanalyse. Und tatsächlich hat sich in der Flasche über 100 Jahre ein hochprozentiger Korn erhalten.
Die braune Färbung konnte Thomas Müller den Frankfurtern schnell erklären. Im 19. Jahrhundert lieferten die Nordhäuser ihren Korn in Fässern und nicht in Flaschen. Korn hatte so bisweilen die Farbe von Cognac und Whisky. Offenbar hatten die Turmarbeiter in einer Kneipe den Korn geholt und in das bestens geeignete Fläschchen abgefüllt. Dass man im Hessischen ein Nordhäuser Produkt findet, sei durchaus üblich gewesen, sagt Müller.
Nordhausen: Schnapsexporteur mit Historie
Schon um 1800 herum exportierte die Rolandstadt rund sechs Millionen Liter Schnaps, natürlich auch nach Hessen. Müller hält es daher auch für möglich, dass noch in manch anderer Zeitkapsel ein Gruß aus einer Nordhäuser Brennerei zu finden ist. Über 100 von ihnen habe es damals in Nordhausen gegeben.
Den Schnaps der Dreikönigskirche aber wird erstmal niemand kosten können. Wie meist üblich, wird die Zeitkapsel nach dem Öffnen mit den alten Funden und neuen Zeitdokumenten wieder verschlossen und in die neue Turmkugel gesteckt. Immerhin hat Thomas Müller zum erneuten Verschließen der Turmkugel eine Flasche Nordhäuser Korn spendiert, sodass der Wunsch der Männer, auf ihr Wohl anzustoßen, erfüllt wurde. Das Regal der Nordhäuser Traditionsbrennerei mit den alten Schnäpsen wird trotz des spektakulären Fundes aber nun doch nicht um ein noch älteres Exemplar erweitert.
Quelle: MDR
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Regionalnachrichten | 27. Januar 2022 | 08:30 Uhr
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