Hitzewellen Vom Karussell- zum Achterbahnwetter
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Das Wetter in Mitteldeutschland scheint verrückt zu spielen: Auf mehrere Tage Hitze folgt - oft nach einem heftigen Gewitter - eine Periode von kühleren Tagen. Dabei erscheint der Wechsel zwischen sehr heiß und verhältnismäßig kalt als die einzige Konstante. Ist das eigentlich noch normal? Haben wir jetzt immer April? Ja, sagen Meteorologen: Diese Wechsel gibt es in unserer Klimazone schon immer - relativ neu ist dagegen das Ausmaß dieser Temperaturschwankungen.

Das Wetter in Mitteleuropa war schon immer wechselhaft: Es ist klimatologisch in gemäßigten Breiten vollkommen normal, dass sich kältere und wärmere Perioden abwechseln, heißt es vom Deutschen Wetterdienst. Europa liegt zusätzlich in der Westwindzone. Das heißt, dass die sogenannten wetterbestimmenden Systeme vom Atlantik her kommen und in Richtung Osten über den Kontinent ziehen.
Liegt nun ein Tiefdruck-Gebiet über Westeuropa, beeinflusst es auch die Winde. Denn die zuströmende Luft rotiert aufgrund der Erdrotation und ihrer Kugelform um eine vertikale Achse in das Tiefdruckgebiet hinein. Die Folge ist, dass eine sich bewegende Luftmasse nach rechts abgelenkt werden - von oben betrachtet rotiert sie entgegen dem Uhrzeigersinn. Das sorgt dafür, dass ein Tiefdruckgebiet über Westeuropa wärmere Luft aus dem Süden nach Mitteleuropa schiebt. Zieht es jedoch weiter nach Osten über den Kontinent hinweg, dreht der Wind, sobald es östlich von uns ist und schiebt meist kältere Luft - etwa aus dem Baltikum - in unsere Region.
Klimawandel sorgt für Extreme
Das Auf und Ab der Temperaturen ist also nicht ungewöhnlich in mitteleuropäischen Breitengraden. Trotzdem hat sich dem Deutschen Wetterdienst zufolge etwas geändert: Die Temperatur-Wechsel waren früher weniger extrem - war es einst also eher ein Wetter-Karussell, ist es heute eher eine Achterbahn. Schuld daran ist offenbar der Klimawandel.
Das ist das, was in den Szenarien des Klimawandels beobachtet wird: Dass die Extremwerte immer mehr zunehmen und dass in vielen Parametern der Meteorologie die Schwankungsbreite zunimmt. Der Mittelwert bleibt etwa gleich, es wird aber so sein, dass die Spannweite der Extremwerte auseinandergeht.
Hat der Wechsel zwischen warmer und kalter Periode also einst nur wenige Grad Celsius ausgemacht, sind es heutzutage weit größere Temperaturunterschiede. Und wenn es nach einigen Tagen um 20 Grad Celsius plötzlich über 30 Grad heiß ist, fällt das den Menschen eher auf. Die Wechselhaftigkeit an sich gehört aber zum Normalfall, ergänzt Manuel Voigt vom Deutschen Wetterdienst in Leipzig. Ungewöhnlich wäre dagegen eine lange Periode - also etwa eine dreiwöchige Hitzeperiode von um die 30 Grad Celsius.
Extremere Temperaturunterschiede sorgen für extreme Gewitter
Zahlreiche Menschen haben aufgrund der größeren Unterschiede zwischen warmen und kühleren Perioden mit körperlichen Beschwerden zu kämpfen: Kopfschmerz und Kreislaufbeschwerden sind nicht ungewöhnlich. Doch noch eine weitere Folge bereitet Sorgen: Denn das Achterbahn-Wetter sorgt auch dafür, dass wir künftig häufiger mit Starkniederschlägen rechnen müssen, sagt Meteorologe Manuel Voigt.
Zwar bleibe die Menge des Regens im Mittelwert etwa gleich, sie falle aber in einem kleinen Zeitraum. Das heißt, dass es statt mehreren Tagen mit leichtem Regen, eher einige wenige Tage mit starken Niederschlägen geben wird. Denn vor allem die Umbrüche von heiß auf kühl werden von Gewittern begleitet, die mancherorts ebenfalls immer extremer ausfallen können.
Jede Hitzeperiode wird im Regelfall mit einem Gewitter beendet.
Mit der Achterbahn in die Ferien
Angesichts der Tatsache, dass sich heiße und kühle Perioden hierzulande rasch abwechseln, sieht die Prognose für den Ferienstart in Mitteldeutschland durchwachsen aus. Doch DWD-Meteorologe Voigt beruhigt: Zwar gehen die Temperaturen nach einem Gewitter am Ende der Woche erst einmal wieder nach unten, aber schon Mitte kommender Woche folgt wieder eine hochsommerliche Periode. Anfang Juli jedoch soll dann wieder der Absturz kommen. Wie der Rest des Sommers wird, kann noch nicht prognostiziert werden - aber eins ist sicher: Es wird wohl ein Auf und Ab bleiben.
Über dieses Thema berichtet MDR AKTUELL: im Radio | 21.06.2017 | ab 05:57 Uhr